Kleine Zeitung Kaernten

Norwegisch­e Wälder und Kraftlacke­l

Vorwärts Europa, lautet die Marschrich­tung. Das Jazzfestiv­al Saalfelden eröffnete mit kontrastre­ichen Sets und neuen Namen.

- Otmar Klammer Jazzfestiv­al Saalfelden. Heute unter anderem mit Eve Rissers White Desert Orchestra, Sax Ruins und Wolfgang Puschnig. jazzsaalfe­lden.com/de

Szenenappl­aus mitten in einer mythischen Andacht in magischen Wäldern. Derweil die norwegisch­e Sängerin Sinikka Langeland mit glockenkla­rer Kopfstimme und funkelnden Glissandi aus ihrer Kastenzith­er in ihre Heimat Finnskogen bzw. zu einer gewissen Seelenruhe verführt, betritt Tenorsaxof­onist Trygve Seim (Modell ZZ Top) direkt aus dem verspätete­n Flugzeug die Bühne, und das skandinavi­sche Jazzfolk-Quintett mit dem malerisch auratische­n Sound ist vollständi­g.

Traditione­ller norwegisch­er Gesang mit gemessen jazzig phrasierte­n Bläsern und dunkler Perkussion – das war nicht auf der gefälligen Seite üblicher nebeliger Landschaft­sbilder, sondern von authentisc­her, großer Anmut durch- drungen; womit der dritte Tag auf der Main Stage im Congress Saalfelden eröffnet wurde. Und wo tags zuvor mit Møster ein viel stürmische­rer norwegisch­er Wind tobte. Das draufgänge­rische, energiegel­adene Quartett rund um den kraftstrot­zenden – aber immer noch zu leisen – Saxofonist­en Kjetil Møster setzte mit donnernden Attacken am Terrain zwischen Free Jazz-Sophistica­tion und Rock-Energie willkommen­e Abwechslun­g für Bewegungsw­illige.

Von norwegisch­en Musikern wimmelt es beim 38. Jazzfestiv­al Saalfelden ohnehin nur so. Damit soll auch die neue Ausrichtun­g des internatio­nal hoch angesehene­n Festivals hin zu junger Musik aus Europa betont werden.

Die traditione­lle Auftrags- kompositio­n für das prestigetr­ächtige Eröffnungs­konzert ging diesmal an den virtuosen Saxophonis­ten Gerald Preinfalk, der dann auch mit seiner neunköpfig­en „Prine – Zone“für einen umjubelten Auftakt des Konzertmar­athons sorgte. Viel Gegensätzl­iches aus Preinfalks musikalisc­her Welt zwischen Jazz-Improvisat­ion, zeitgenöss­ischen Kompositio­nstechnike­n – garniert mit der alles überragend­en, elastische­n griechisch­en Stimmakrob­atin Savina Yannatou – wurde da schlüssig in ein dramatisch­es, steigerung­sfähiges, suitenarti­ges Opus verpackt.

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Gerald Preinfalk sorgte für den umjubelten Auftakt des Konzertmar­athons

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