Kleine Zeitung Kaernten

Zur Person

- Adrian Goiginger,

Ich hatte das nie geplant. Es war 2012, als meine Mutter sehr jung mit 39 Jahren gestorben ist. Beim Schreiben ihrer Grabrede – tatsächlic­h – habe ich darüber nachgedach­t, was für eine arge Leistung es von ihr war, mir trotz ihrer Heroinsuch­t eine schöne Kindheit zu schenken. In meiner Wahrnehmun­g habe ich das gehabt: eine schöne Kindheit. Wenn man jemandem sagt, die Mutter sei alleinerzi­ehend und heroinsüch­tig, denken sich wohl viele: „Oh mein Gott! Was muss das für eine Kindheit gewesen sein!“Es war aber nicht so, es war schön. Und das ist alleine ihr Verdienst. Meine Geschichte ist eine, bei Nein. Ich habe total präzise Erinnerung­en an meine Kindheit. Es beginnt schon bei drei, vier Jahren, wo ich mich an einzelne Momente aus meiner Zeit im Kindergart­en erinnere. Wir haben im Viertel, aber nicht genau in unserer alten Wohnung gedreht, sie wäre zu klein gewesen. Ich bin von dort mit zwölf Jahren weggezogen in ein anderes Viertel in Salzburg, seitdem war ich nicht mehr dort. Vor einem Jahr besuchte ich die Siedlung für die Recherche wieder und habe dann auch meine alten Kindheitsf­reunde wieder getroffen – die natürlich noch immer dort wohnen. Das ist ein Viertel, aus dem du nicht rauskommst. Dort bist du von Ja, das war mir ganz wichtig. Ich habe davor viele Interviews mit Sozialarbe­itern, Caritas etc. gehabt. Denn: Da läuft einiges schief im Staate Österreich, was die Sicht auf Drogen und den Umgang mit Süchtigen betrifft.

Niemand wird wegen der Drogen süchtig. Man wird süchtig, weil man eine innere Leere oder eine Depression hat. Drogen zu verteufeln, bringt überhaupt nichts. Man muss versuchen, die seelischen Wunden zu heilen, der Rest kommt dann von selbst. Ich hoffe, dass der Film ein bisschen sensibilis­iert und dass die Leute nicht den Drogen an sich die Schuld geben. Die Ärzte wollen die Leute nur von den Drogen runterbrin­gen, damit die Drogensüch­tigen nicht mehr als Süchtige zählen. Das passiert aber nicht, sie geben ihnen Substitol, das sie auflösen und sich injizieren. Der Staat kassiert, aber die Leute sind voll drauf. Ich bin da sehr kritisch der Politik und dem Gesundheit­swesen gegenüber.

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War es schwierig für Sie, sich an diese Zeit zu erinnern und alles aufzuschre­iben?

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