Tiefer Abstieg in Österreichs höchste Mauer
Vor 40 Jahren wurde die Kölnbreinsperre fertiggestellt. Zum Jubiläum gibt es am Sonntag Gratis-Führungen durch das Innere der Mauer.
Aus heutiger Sicht – nach Tschernobyl und Fukushima – klingt die Forderung skurril: Als in den 1960erJahren die Planung für die Errichtung der Kölnbreinsperre im hintersten Maltatal begann, liefen Naturschützer Sturm gegen das Vorhaben. Man möge doch auf die „saubere Energie“aus Atomkraftwerken zurückgreifen, forderten sie.
Den Bau der bis heute größten österreichischen Staumauer stoppte das nicht. Im September 1977, also vor genau 40 Jahren, wurde sie fertiggestellt. Am Sonntag lädt der Verbund aus Anlass des Jubiläums zu einem Erlebnistag, an dem die Mauer nicht nur von außen zu bewundern ist. Zwischen 10 und 17 Uhr gibt es kostenlose Führungen durch das Innere der spektakulären Konstruktion.
Zu sehen sind dabei weit mehr als die bloßen 1,6 Millionen Kubikmeter Beton, die in die Errichtung der 200 Meter hohen Talsperre geflossen sind. „Durch die Mauer führen kilometerlange Kontrollgänge“, weiß Verbund-Sprecher Robert Zechner, der vom „bestüberwachten Bauwerk Österreichs“ spricht. „Die Sperre und ihr Innenleben werden von 6800 Messstellen kontrolliert. Zusätzlich arbeiten ständig zumindest zwei Verbund-Mitarbeiter direkt bei beziehungsweise in der Mauer.“
Die Belastung, der das Bauwerk standhalten muss, ist enorm. Wenn der dahinter liegende 4,5 Kilometer lange Stausee voll ist, beträgt der Wasserdruck bis zu 5,5 Millionen Tonnen. Weil das jede Vorstellungskraft übersteigt, wird bei Führung gerne zu diesem absurden, aber anschaulichen Beispiel gegriffen: Für denselben Druck ohne Wasser müsste man die Mauer umlegen und auf ihr die gesamte Bevölkerung Deutschlands tanzen lassen.