Umfragekaisermuss Farbe bekennen
Wer kann ÖVP-Chef Sebastian Kurz auf seinem Weg zu einem Wahlsieg am 15. Oktober noch aufhalten? Nur er selbst, glauben viele Experten. Die anderen müssen wohl auf Eigenfehler des Umfragekaisers hoffen. „Läuft der Wahlkampf so weiter, ist dies das ideale Drehbuch für die ÖVP“, sagt der Politikwissenschaftler Laurenz Ennser-Jedenastik. „Es dominieren Oberflächlichkeiten, nicht Inhalte.“Expertin Zeglovits ergänzt: „Wenn ich nicht konkret bin, dann kann ich weniger anecken.“Kurz hat es geschafft, mit seinem Image jenes der ÖVP zu ersetzen. Die Partei liegt ihm zu Füßen, hat sich ihm ausgeliefert, (fast) keine parteiinterne Kritik dringt nach außen. Anders als bei Kern ist hier eine ganz klare Themenstrategie erkennbar, die professionell durchgezogen wird. „Obwohl er seit Jahren in der Regierung sitzt, hat er es geschafft, sich als Hoffnungsträger für einen neuen Politikstil zu positionieren“, sagt Thomas Hofer. „Inwieweit dieses Drängen auf Reformen Inszenierung ist, wird sich erst nach der Wahl zeigen“, sagt Politologe Fritz Plasser. In den TV-Konfrontationen wird Kurz konsequent auf seine Themenbereiche setzen, aber auch Farbe bekennen müssen. Seine Gegner werden versuchen, ihn auf konkrete inhaltliche Positionen festzunageln. Kann Kern den ÖVP-Chef in die Ecke treiben? „Eloquent sind beide und auch Strache, da wird sich keiner um Kopf und Kragen reden“, glaubt Filzmaier. Die größte Gefahr für die ÖVP im letzten Wahlkampfmonat sei „ein verfrühtes Siegesgefühl“.