In ihrer Heimat Frankreich ist Bäumer Floristin
INTERVIEW. An der Seite von Hannelore Elsner ist Marie Bäumer heute in einer Tragikomödie des ZDF zu sehen. Im Interview erzählt sie, warum sie sich ab und zu als Floristin ausgibt.
Sie gehört zu Deutschlands besten Schauspielerinnern: Marie Bäumer glänzte schon als verführerische Westernschönheit in „Der Schuh des Manitu“oder als betrogene Frau im Drama „Der alte Affe Angst“. Heute um 20.15 Uhr im ZDF ist die 48-jährige Hamburgerin an der Seite von Filmdiva Hannelore Elsner (75) in einem tragikomischen Roadmovie zu sehen: in „Ferien vom Leben“. 2018 ist Bäumer zudem als Romy Schneider zu sehen.
Frau Bäumer, in dem Roadmovie „Ferien vom Leben“geht es um eine kaputte Familie, die erst in der Not wieder zusammenfindet. Sind Sie ein familiärer Mensch?
MARIE BÄUMER: Ja, absolut. Meine Familie und ich feiern jedes Jahr ein großes Familienfest, bei dem alle zusammenkommen. Wir können nicht ständig alle zusammenglucken, weil das in meinem Beruf nicht geht. Aber gerade deshalb sind wir immer froh, wenn wir uns treffen.
Die Tragikomödie mutet dem Publikum einiges zu, was man auf diesem Sendeplatz nicht gewohnt ist – Stichwort „Herzkino“. Es geht um eine sterbenskranke Mutter und den tragischen Tod eines Kindes ...
Mir ist es grundsätzlich wichtig, dass es in einem Film um etwas geht. Wenn ich dagegen das Gefühl habe, dass es nicht um ernsthafte Konflikte geht oder um Menschen, die in nachvollziehbaren Situationen in Bedrängnis geraten, dann konzentriere ich mich lieber auf andere Dinge in meinem Leben.
Sie leben seit Längerem in Frankreich. Sind Sie auch dorthin gezogen, um dem Rummel in Deutschland zu entkommen?
Nein, das war nicht der Hauptgrund, wieso ich weggegangen bin. Es kann schon einmal angenehm sein, ganz inkognito zu sein, aber in meinem Dorf kennen mich ja alle und wissen, dass ich Schauspielerin bin. Aber wenn ich einmal irgendwo auf einem Fest eingeladen bin und keine Lust habe, über meinen Beruf zu sprechen, dann sage ich, ich sei Floristin – dann sprechen wir über Blumen, das ist auch schön. Einmal ist der Schwindel aber beinahe aufge-
flogen, weil mein Gesprächspartner sich auf diesem Gebiet sehr gut auskannte. Ich habe behauptet, ich hätte mich auf Rosen spezialisiert, und als er dann angefangen hat, mir Fragen zu stellen, habe ich mir schnell ein Champagnerglas geangelt und bin ihm ausgewichen.
In Deutschland hat zuletzt eine Studie für Aufsehen gesorgt, wonach Frauen im Fernsehen unterrepräsentiert sind.
Ich unterrichte ja schon lange Schauspiel und weiß deshalb, dass die Statistik eindeutig ist: Deutlich mehr Frauen streben in den Beruf, aber in der klassi- schen wie auch in der modernen Literatur gibt es deutlich mehr interessante Männerrollen als Frauenrollen.
Viele Schauspielerinnen beklagen, dass die Rollenangebote schlechter und weniger werden, je älter man wird. Wie sehen Sie das?
Das stellen wir alle fest, da können Sie alle meine Kolleginnen fragen, es ist überall die gleiche Geschichte. Dramatisch wird es schon ab Ende 30. Man könnte zwar viel über Frauen zwischen 40 und 60 erzählen, die dynamisch und attraktiv sind, aber da passiert leider wenig. Dabei gibt es in meiner Generation viele starke Schauspielerinnen, was die Situation nicht einfacher macht. Meistens geht es dann erst bei Rollen für alte Frauen wieder los.
Sie selber sind aber demnächst in einer ganz besonderen Rolle zu sehen: Sie spielen Romy Schneider im Film „3 Tage in Quiberon“, der kommendes Jahr ins Kino kommen soll.
Ich habe in den vergangenen Jahren viele Angebote bekommen, Romy Schneider zu spielen, die habe ich abgelehnt. Nun wurde ein Film gedreht, aber der ist noch nicht fertig, deshalb darf ich dazu leider noch nichts sagen.