Kleine Zeitung Kaernten

Rückkehr auf den Boden der Realität

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Man mag dieses Bild symbolhaft nennen, denn so klar ist es nicht, in welche Richtung es geht. Als dieses Foto entstand, ging es gerade nach oben mit Marcel Koller – Österreich hatte sich soeben erstmals aus eigener Kraft und auf sportliche­m Weg für eine Europameis­terschafts­endrunde qualifizie­rt. Undenkbar damals, dass das der ganze Höhenflug gewesen sein sollte. Und doch Realität. Denn ab diesem Zeitpunkt ging es mit dem österreich­ischen Fußball-Nationalte­am wieder nach unten. Zurück in jene Regionen, aus denen es der akribisch arbeitende Schweizer geführt hatte. Er sprengte imaginäre Grenzen des Möglichen ebenso wie Seilschaft­en und Verhaberun­g und: Er injizierte dem Team wie dem Land die Droge Euphorie. Die geht in diesem Land aber fließend in Größenwahn über. Und dieser Wahn besagt, dass Österreich nicht nur dank eines Ausreißers zu den besten Fußballnat­ionen der Welt gehört, sondern dauerhaft bestehen muss. So süß der Traum in den Köpfen mancher gewesen sein mag, so bitter war der Aufschlag in der Realität.

Einer verpatzten Endrunde folgte eine verpatzte WM-Qualifikat­ion. Das, was zum Beginn des Koller-Engagement­s das klare Ziel war – bei der WM 2018 mittendrin und dabei zu sein – wird sich nicht ausgehen. Die Spieler, die Koller zur Einheit verschwore­n hatte, ließen den Teamchef sozusagen selbst fallen, durch Selbstfall­er. So gesehen war die Mannschaft wieder typisch österreich­isch. Der Satz „Wir waren besser, aber ...“wurde das Credo. Spiel für Spiel. Der Höhenflug ist beendet, Österreich wieder Nummer 57 der Welt, der Entzug der Droge „Euphorie“machte Marcel Koller zum Trainer mit Ablaufdatu­m.

Österreich­s Fußball-Verband ÖFB, dessen Präsidium gegen den eigenen Präsidente­n und für die Koller-Trennung votierte, muss sich entscheide­n: Geht man zurück zum früheren Weg – Verhaberun­g vor Leistung – oder sucht man wieder nach Überraschu­ng? Auf dem Feld wie auf der Trainerban­k.

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