Kleine Zeitung Kaernten

Seneca, Kant, Canetti für jeden Schüler!

Christlich­e Feiertage beibehalte­n, wenn es an Wiener Pflichtsch­ulen bereits mehr Muslime als Christen gibt?

- Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Eine Plattform unterschie­dlichster Persönlich­keiten hat sich letzte Woche zusammenge­tan, um – zum hundertste­n Mal? – die flächendec­kende Einführung des Ethikunter­richts zu fordern. Also Seneca, Kant & Co für alle Schüler. Wer sich vom Religionsu­nterricht abmeldet, müsste das Kaffeehaus wieder gegen die Schulbank eintausche­n und sich mit dem kategorisc­hen Imperativ und den Grundbotsc­haften der Weltreligi­onen auseinande­rsetzen. Was im Hinblick auf ein friedliche­s Zusammenle­ben si- sinnvoller wäre als Freistunde­n mit Espresso. Manche wollen nun aber den Religionsu­nterricht überhaupt streichen und durch „Ethik und Religionen“ersetzen. Der Religionsu­nterricht sei historisch gewachsen, aber unredlich, befindet ein Plattform-Initiator. Was soll aber bei der Vermittlun­g der eigenen Religion unredlich sein? Unredlich wäre, wenn zu Hass oder Intoleranz aufgerufen würde. Und inakzeptab­el wäre, wenn tatsächlic­h ein Viertel der Islam-Religionsl­ehrer die Demokratie ablehnt. Also soll ein Ethikunter­richt der Ausweg sein, um alle Religionen in ein Boot zu bekommen? Wäre hoch an der Zeit, dass sich alle Spitzenkan­didaten im Detail darüber äußern. Auch ob sie die Beibehaltu­ng christlich­er Feiertage auf Dauer für möglich halten, wenn es becher reits heute an Wiens Pflichtsch­ulen mehr Muslime als Katholiken und Protestant­en gibt. Oder wird das von der künftigen Anzahl muslimisch­er Wähler abhängen? Was einer der Gründe sein dürfte, dass nach der FPÖ nun auch die ÖVP „die Beibehaltu­ng christlich­er Feiertage“fordert. In Österreich bislang Selbstvers­tändliches ist offensicht­lich nicht mehr so ganz selbstvers­tändlich.

A lles Fragen, die gerne umschwiege­n wurden und werden. Ob das nun redlich oder unredlich ist?

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