Seneca, Kant, Canetti für jeden Schüler!
Christliche Feiertage beibehalten, wenn es an Wiener Pflichtschulen bereits mehr Muslime als Christen gibt?
Eine Plattform unterschiedlichster Persönlichkeiten hat sich letzte Woche zusammengetan, um – zum hundertsten Mal? – die flächendeckende Einführung des Ethikunterrichts zu fordern. Also Seneca, Kant & Co für alle Schüler. Wer sich vom Religionsunterricht abmeldet, müsste das Kaffeehaus wieder gegen die Schulbank eintauschen und sich mit dem kategorischen Imperativ und den Grundbotschaften der Weltreligionen auseinandersetzen. Was im Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben si- sinnvoller wäre als Freistunden mit Espresso. Manche wollen nun aber den Religionsunterricht überhaupt streichen und durch „Ethik und Religionen“ersetzen. Der Religionsunterricht sei historisch gewachsen, aber unredlich, befindet ein Plattform-Initiator. Was soll aber bei der Vermittlung der eigenen Religion unredlich sein? Unredlich wäre, wenn zu Hass oder Intoleranz aufgerufen würde. Und inakzeptabel wäre, wenn tatsächlich ein Viertel der Islam-Religionslehrer die Demokratie ablehnt. Also soll ein Ethikunterricht der Ausweg sein, um alle Religionen in ein Boot zu bekommen? Wäre hoch an der Zeit, dass sich alle Spitzenkandidaten im Detail darüber äußern. Auch ob sie die Beibehaltung christlicher Feiertage auf Dauer für möglich halten, wenn es becher reits heute an Wiens Pflichtschulen mehr Muslime als Katholiken und Protestanten gibt. Oder wird das von der künftigen Anzahl muslimischer Wähler abhängen? Was einer der Gründe sein dürfte, dass nach der FPÖ nun auch die ÖVP „die Beibehaltung christlicher Feiertage“fordert. In Österreich bislang Selbstverständliches ist offensichtlich nicht mehr so ganz selbstverständlich.
A lles Fragen, die gerne umschwiegen wurden und werden. Ob das nun redlich oder unredlich ist?