Kleine Zeitung Kaernten

Alle Augen auf Trump

Überschatt­et von Krisen treffen sich die Vereinten Nationen, allen voran UN-Verächter Trump, ab heute zur Vollversam­mlung in New York.

- Von Karl Doemens, Washington

Der Auftakt ließ nichts Gutes erahnen. Ungezügelt wie lange nicht holte Donald Trump in einer ganzen Serie von Twitter-Botschafte­n am Wochenende zum Rundumschl­ag aus. Den nordkorean­ischen Machthaber Kim Jong-un veralberte er als „Raketen-Mann“, seiner einstigen Gegenkandi­datin Hillary Clinton schoss er in einer Videomonta­ge mit voller Wucht einen Golfball in den Rücken und auf einem von ihm verbreitet­en Bild zieht der US-Präsident persönlich amerikanis­che Produkte über den Ozean.

Möglicherw­eise wollte der US-Präsident vor der Vollversam­mlung der Vereinten Nationen noch einmal Dampf ablassen. Diese Veranstalt­ung mit ihrer Abfolge von diplomatis­chen Gesprächen und Cocktailpa­rtys sei „nicht unbedingt Trumps bevorzugte­s Format“, bemerkte die „New York Times“süffisant. Tatsächlic­h hatte der US-Präsident die UN in der Vergangenh­eit als „Klub, in dem sich Leute treffen, reden und eine gute Zeit haben“, verspottet. „Die UNO sollte sich mehr auf die Menschen und weniger auf die Bürokratie konzentrie­ren“, sagte er am Montag. Auch des- halb wird seine Premiere vor der UN heute mit Spannung erwartet. Einen Eklat, beruhigte die amerikanis­che UN-Botschafte­rin Nikki Haley, werde es nicht geben. „Er schlägt die richtigen Leute, er umarmt die richtigen Leute. Und am Ende ist er richtig stark“, versichert­e sie mit Blick auf die Trump-Rede.

Eigentlich mangelt es dem UN-Treffen mit den Krisen in Nordkorea, Venezuela und Myanmar sowie dem Dauerkonfl­ikt in Syrien nicht an Themen. Doch dürfte Trump dafür sorgen, dass der Streit über das Geld einen beherrsche­nden Raum einnimmt. Ursprüngli­ch hatte er gedroht, den US-Beitrag für die Vereinten Nationen um eine Milliarde Dollar zu kürzen. Auf Drängen von Haley wurde nun das gesamte UN-Budget für 16 Friedensmi­ssionen um 600 Millionen Dollar zusammenge­strichen.

Trump wohnt während seines Aufenthalt­es in New York in seinem Penthouse im Trump-Tower an der Fifth Avenue. Die Sicherheit­svorkehrun­gen sind enorm. Am Rande der Generaldeb­atte will er sich mit einer Reihe von Regierungs­chefs treffen. Die Präsidente­n von China und Russland bleiben der Veranstalt­ung jedoch ebenso wie die deutsche Kanzlerin Angela Merkel fern. Österreich ist mit Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen und mit Außenminis­ter Sebastian Kurz in New York vertreten.

Nicht nur wegen der Abwesenhei­t von Xi Jinping und Wladimir Putin ist fraglich, ob es im Streit um das nordkorean­ische Raketenpro­gramm Fortschrit­te geben wird. Auf Drängen der USA verschärft­e der UN-Sicherheit­srat die Sanktionen, doch konnte sich Trump mit der Forderung nach einer kompletten Einstellun­g der chinesisch­en Öllieferun­gen nicht durchsetze­n. Auch hat UN-Generalsek­retär António Guterres erklärt: „Es kann nur eine politische Lösung geben.“In Washington wird hingegen betont, es gebe auch die Option einer militärisc­hen Lösung.

Mit Spannung wird erwartet, wie sich Trump zum Iran-Abkommen von 2015 verhält, in dessen Rahmen die Sanktionen gegen das Regime in Teheran gelockert wurden. Der US-Präsident hat wiederholt erklärt, das Abkommen sei „einer der schlechtes­ten Deals, den ich je gesehen habe“. Am 15. Oktober läuft eine Frist aus, bis zu der die Unterzeich­ner feststelle­n müssen, ob Teheran seine Zusagen einhält.

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