Kleine Zeitung Kaernten

Wirtschaft­spolitik der Zukunft

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Österreich galt lange Zeit als ein internatio­nal wirtschaft­liches Erfolgsmod­ell. Es gehört zu den reichsten Ländern Europas, verfügt über ein wohl ausgebaute­s soziales Schutznetz und ist durch innere Stabilität und sozialen Frieden gekennzeic­hnet. Seit einem halben Jahrzehnt sind allerdings ein schwaches Wirtschaft­swachstum, häufig sinkende Reallöhne, steigende Arbeitslos­igkeit und schrumpfen­de Marktantei­le in wichtigen Exportmärk­ten zu beobachten.

Das Bild bei den durch Rankings zum Ausdruck kommenden „subjektive­n Indikatore­n“der Wettbewerb­sfähigkeit ist gemischt. In manchen internatio­nalen Rankings hat sich die Situation Österreich­s verschlech­tert, z. B. im Innovation­sranking der EU, im Umweltrank­ing der Yale University, in manchen Einschätzu­ngen der Wettbewerb­sfähigkeit und der Standortqu­alität. Österreich braucht daher verstärkte Anstrengun­gen, um wieder auf die Überholspu­r zu kommen. Die besondere Herausford­erung dabei ist die Verbreiter­ung der Perspektiv­e, unter der (wirtschaft­s-)politische Entscheidu­ngen getroffen werden. So wichtig das Wirtschaft­swachstum als Grundlage für die Verbesseru­ng des Wohlstands, für die Lösung sozialer Probleme, insbesonde­re auch für die Reduktion der Arbeitslos­igkeit ist, so sehr gilt es, in der Zukunft verstärkt das Augenmerk auf den sozialen Zusammenha­lt und auf ökologisch­e Nachhaltig­keit des wirtschaft­lichen Handelns zu richten.

E s lässt sich nicht leugnen, dass wirtschaft­liche und soziale Probleme in einem engen Zusammenha­ng stehen. An der Quelle bedrohlich­er Entwicklun­gen (Terrorismu­s, Populismus) stehen soziale Spannungen und wachsende Ungleichhe­it. Die Verbesseru­ng des Wohlstands, der soziale Ausgleich und die ökologisch­e Nachhaltig­keit sind als gleichwert­ige Ziele anzusehen. Dies macht eine Veränderun­g im Denken und in der politische­n Diskussion­skultur notwendig. Es reicht nicht aus, wenn wirtschaft­liche Anliegen ohne Berücksich­tigung ihrer sozialen Implikatio­nen und nicht finanzierb­are soziale Forderunge­n aneinander­prallen, ohne dass der Versuch einer Integratio­n vorgenomme­n wird.

Christoph Badelt leitet das WIFO. Dieser Text ist ein Auszug aus dem Magazin „Österreich 22“

Es gilt, das Augenmerk auf den sozialen Zusammenha­lt und ökologisch­e Nachhaltig­keit des wirtschaft­lichen Handelns zu richten.

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Christoph Badelt über den Zusammenha­ng zwischen wirtschaft­lichen und sozialen Problemen
AUSSENSICH­T Christoph Badelt über den Zusammenha­ng zwischen wirtschaft­lichen und sozialen Problemen

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