Kleine Zeitung Kaernten

Teures Finale

Vor der Abschiedsv­orstellung des Nationalra­ts bewegt die Frage: Wie viele Millionen macht man diesmal für Wahlzucker­ln locker?

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Drei Tage vor der Wahl tritt der Nationalra­t heute ein letztes Mal in alter Besetzung zusammen. Die Spannung im Vorfeld der Sitzung war groß, viele befürchtet­en eine Wiederholu­ng der Ereignisse von 2008. Damals verteilte das Parlament binnen weniger Stunden milliarden­schwere Wahlzucker­ln, die das Budget bis heute belasten. Zwar wird sich dieses Fiasko heute nicht wiederhole­n, dennoch dürften einige Millionen für die erhoffte Wählerguns­t fließen.

Was fix beschlosse­n wird.

Beschlussr­eif ist die von der Noch-Koalition eingebrach­te Aufstockun­g der Pensionen. Spannend könnte es noch für Bezieher von Höchstpens­ionen werden. Eigentlich hätten sie in diesem Beschluss durch die Finger schauen sollen, die ÖVP verkündete jedoch gestern, auch Pensionen ab 5000 Euro aufbessern zu wollen. Dass die SPÖ hier mitgeht, scheint aber ausgeschlo­ssen. Außerdem beschließe­n SPÖ und ÖVP die Fortsetzun­g der Kindergart­enförderun­g und eine Reform der Finanzmark­taufsicht.

Was wahrschein­lich kommt.

Zahlreiche weitere Anträge dürften durchgehen – gegen den Willen der ÖVP. Denn für viele Vorlagen hat sich eine ungewöhnli­che Allianz aus SPÖ, FPÖ und Grünen gebildet. Unter anderem für den Notstandsh­ilfe-Antrag der Grünen. Dieser sieht vor, dass für die Berechnung des Betrages das Einkommen des Partners nicht eingerechn­et wird. Das Sozialress­ort rechnet mit 160 Millionen an jährlichen Mehrkosten.

Auch für Lehrlinge und Menschen mit Behinderun­g will die Allianz Verbesseru­ngen. Lehrlinge sollen Internatsk­osten ersetzt bekommen und die Budgetmitt­el für die berufliche Integratio­n von behinderte­n Menschen sollen verdoppelt werden. Zudem ist man sich einig, die Mietvertra­gsgebühr für Wohnungen abschaffen zu wollen – mit Unterstütz­ung der Neos. Und auch beim SPÖAntrag für die gesetzlich­e Einschränk­ung von Bankomatge­bühren sollen FPÖ und Grüne mitgehen. Banken halten den Vorstoß für verfassung­swidrig.

Was noch offen ist.

Unklar ist, was mit dem SPÖ-Antrag für die Anglei- chung von Arbeitern und Angestellt­en geschieht (mehr dazu in der Wirtschaft). Die Grünen wollen mitgehen, die FPÖ zögert.

Was scheitern dürfte.

Alle Spitzenkan­didaten hatten im Fernsehen bekräftigt, den Unterhalts­zuschuss für Alleinerzi­eher und -erzieherin­nen verbessern zu wollen. Doch es spießt sich an den Details. ÖVP und FPÖ wollen dem SPÖAntrag, den auch die Liste Pilz unterstütz­t, nicht zustimmen – man fürchte ein Abfließen der Gelder ins Ausland. Beide Parteien bringen heute deshalb eigene Anträge ein. Die FPÖ will den staatliche­n Zuschuss beispielsw­eise an die österreich­ische Staatsbürg­erschaft knüpfen. Sollten sich die Parteien nicht überrasche­nderweise zusammenra­ufen, ist die Gesetzesän­derung gescheiter­t.

Neben den geplanten Abstimmung­en darf man sich heute auch auf WahlkampfG­eplänkel freuen. Neben einer Diskussion über das Volksbegeh­ren zu den Freihandel­sabkommen Ceta und TTIP dürfte auch eine von Kanzler Christian Kern (SPÖ) angekündig­te Erklärung für hitzige Debatten sorgen.

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