Faaker See: Nachbarn lehnen Vermietung an Airbnb-Gäste ab.
Mehrere Eigentümer gegen Vermietung einer Wohnung. In Wien soll Airbnb 2000 Wohnungen vom Markt saugen.
Mitten in die Diskussion um zu hohe Mieten und Wohnungsknappheit in Wien platzt eine neue Studie der TU Wien. Demnach sind alleine durch Airbnb rund 2000 Wohnungen vom Markt verschwunden. Denn 70 Prozent der Quartiere auf der Plattform zur Vermittlung von Privatunterkünften sind ganze Wohnungen. Dabei wurde Airbnb eigentlich gegründet, um Privatpersonen die Möglichkeit zu geben, ein zusätzliches Zimmer günstig zu vermieten. Touristen sollen vom persönlichen Kontakt zu Gastgebern profitieren.
Der Sharing-Gedanke werde zwar weiterhin nach außen kommuniziert, doch Studienautor Roman Seidl kommt zur Ansicht, dass die Airbnb-Angebote in Wien mittlerweile zu einem beträchtlichen Grad gewerblich orientiert seien. 42 Prozent der Unterkünfte kommen von Anbietern, die mehrere Quartiere anbieten. „Auch ganze Häuser oder substanzielle Teile davon werden in Airbnb-Unterkünfte umgewandelt“, sagt Seidl.
Airbnb wehrt ab. Die Anschuldigungen lässt Airbnb nicht auf sich sitzen und kritisiert die „fehlerhafte Methodik“der Studie. Außerdem seien „falsche Daten“verwendet worden. Das führe zu einer „falschen Schlussfolgerung“. Klar sei, erklärt der US-amerikanische Zimmervermittler, dass die über die Online-Plattform angebotenen Unterkünfte weniger als ein Prozent des Wiener Wohnungsmarktes ausmachen würden. Eigeneinschätzung des mit 31 Milliarden Dollar (26,3 Milliarden Euro) bewerteten Unternehmens: Experten würden meinen, „dass Airbnb keinen Einfluss auf den Wohnungsmarkt hat“.
Keine klare Antwort konnte der Studienautor auf die Frage finden, wie man sich gegen die Airbnb-Vermietung wehren könne. Offene Fragen gebe es auch im Bereich des Gewerberechts, der Steuern oder am Wohnungsmarkt: „Bei der Umwandlung von Wohnungen in dauerhafte Ferienunterkünfte stellt sich die Frage, inwiefern man das unter den gegenwärtigen Bedingungen der Wohnraumknappheit überhaupt zulassen sollte.“
Fall in Kärnten. Michael Fohn, Fachgruppenvorsteher der Hausverwalter, Immobilienmakler und Bauträger, sieht „in Kärnten das Thema Airbnb auf Klagenfurt und Villach konzentriert“. Den Wohnungsmarkt sehe die Branche nicht beeinträchtigt. Er habe aber jetzt einen ersten Fall am Faaker See, wo mehrere Eigentümer einer Wohnungsanlage die AirbnbVermietung in einer der Wohnungen infrage stellen. „Da ziehen alle paar Tage andere Leute aus verschiedenen Ländern ein und aus. Das will man nicht.“Fohn beruft sich dazu auf seinen Anwalt, wonach die Nachbarn das im Einzelfall ablehnen könnten: „Laut Anwalt könnte es nach dem Wohnungseigentumsgesetz eine Überbeanspruchung sein.“
Eine Anzeige. Die Wirtschaftskammer Kärnten, die Ende August gar 96 Anzeigen gegen Airbnb-Vermieter ankündigte, hat die Vermieter vorerst „mit einem Informationsblatt angeschrieben, sich gewerblich anzumelden oder aufzuhören. Fast alle haben sich gemeldet. Jetzt sichten wir, wo eine Anzeige nötig ist“, erklärt Wolfgang Kuttnig, Geschäftsführer der Sparte Tourismus. Im Zusammenhang mit einer anderen Anzeige gegen eine Vermieterin am Klopeiner See gab es eine Anzeige. Für Kuttnig liegt das Problem „an der kontrollierenden Behörde, den Magistraten und Bezirkshauptmannschaften, die das Kärntner Orts- und Nächtigungstaxengesetz vollziehen müssen.“
In der Steiermark ergreift man schärfere Maßnahmen. Ab Dezember gilt eine doppelte Meldepflicht. Deren zentrale Botschaft: Plattform und Gastgeber müssen bestimmte Unterkunftsdaten an Behörden weitergeben. Tun sie das nicht, drohen rigorose Strafen: bis zu 20.000 Euro pro Verstoß.
In Amsterdam dürfen Wohnungen seit heuer nicht mehr länger als 60 Tage pro Jahr vermietet werden, London plant eine 90-Tages-Obergrenze.