Kleine Zeitung Kaernten

104 Jahre alt und kein bisschen leise

Höchste Rotkreuz-Auszeichnu­ng für KZ-Überlebend­en Marko Feingold.

- Beate Pichler

Als er nach Auschwitz kam, gab man ihm „drei Monate. Dann bist du durch den Kamin.“Tatsächlic­h war Marko Feingold – der Mann mit der eintätowie­rten Nummer 11.966 – nach kürzester Zeit nur noch Haut und Knochen. Aber er überlebte. Überlebte Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenau. Vier Konzentrat­ionslager.

Was er in diesen Jahren erlebte, ist schier unbegreifl­ich. Doch Feingold, mit 104 Jahren der älteste HolocaustÜ­berlebende Österreich­s, wird nicht müde, jungen Menschen eine Ahnung davon zu geben. Wieso er überlebte? „Zufall“– wie so vieles in seinem Leben. Dass er etwa nach zweieinhal­b Monaten aus Auschwitz wegkam, rettete ihn, „ich hätte die drei Monate nicht überlebt“. Als dann „die Halbverhun­gerten von Neuengamme zur Verbrennun­g nach Dachau kamen“, war er einer von ein paar, die nicht umkamen.

Nach der Befreiung landete Marko Feingold in Salzburg. Wurde Leiter der Versorgung­sstelle für politisch Verfolgte und half Tausenden Juden bei der Flucht über die Alpen nach Palästina.

Seit 1946 ist er – der bis zu seiner Pensionier­ung ein Modegeschä­ft in Salzburg führte – Mitglied der Israelitis­chen Kultusgeme­inde, seit Ende der 70er-Jahre ihr Präsident in Salzburg. Vielfach wurde er ausgezeich­net, jetzt mit dem Verdienstk­reuz des Roten Kreuzes: Seit 20 Jahren ist Feingold Gastrefere­nt im Rahmen Internatio­naler Freundscha­ftscamps des Jugendrotk­reuzes. Präsident Gerald Schöpfer in seiner Laudatio: „Ich bin voller Bewunderun­g und Respekt, in welch lebensklug­er Abgeklärth­eit Marko Feingold seit 20 Jahren vor jungen Menschen über Dinge spricht, die eigentlich unaussprec­hlich sind.“

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Marko Feingold erhält von Gerald Schöpfer das Verdienstk­reuz des Roten Kreuzes

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