Elektronischer Spitzensport
Ende Oktober startet Österreichs erste elektronische Fußball-Bundesliga. Insgesamt steckt der digitale Wettkampf hierzulande aber noch in den Kinderschuhen. Anderswo ist E-Sport schon heute ein gigantisches Millionengeschäft.
Mit FIFA 18 hält auch die elektronische Bundesliga Einzug in die virtuelle Welt Österreichs (die Kleine Zeitung berichtete). Dennoch steckt der digitale Wettkampf hierzulande noch in den Kinderschuhen. Obwohl inzwischen mehrstellige Millionenbeträge im Umlauf sind, wächst der Markt im Vergleich mit anderen Ländern langsam. Die wenigen vorhandenen Organisationen haben sich einer Herkulesaufgabe verschrieben, um E-Sport salonfähiger zu machen. Eine Spurensuche.
2007 wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit, Familie und Jugend der eSport Verband Österreich gegründet. Zwei Jahre später wurden erstmals Staatsmeisterschaften ausgespielt, der Game City in Wien wurden die besten Spieler Österreichs ermittelt. Dies wird heuer wieder der Fall sein.
Inzwischen zählt der Verband rund 30 Sportvereine als Mitglieder und beschäftigt sich im Zuge der Weiterentwicklung vor allem mit Grundlagen, beispielsweise der Ausbildung lizenzierter Schiedsrichter. Eng zusammengearbeitet wird mit den in Wien ansässigen Gaming-Lokalen, wie dem Area52 oder dem Respawn. Neben den wöchentlich stattfindenden Events und Turnieren können dort, von Konsole bis PC, auf zig Spielestationen elektronische Werke nach Lust und Laune bespielt werden. Zeitgleich sind die Einrichtungen die zentrale Anlaufstelle für den nationalen virtuellen Wettkampf – denn mittlerweile gibt es in der Alpenrepublik immerhin mehr als 32.000 registrierte E-Sportler.
Siegern der nationalen Turniere winken Gewinne im vierstelligen Euro-Bereich, meist ergänzt durch GamingHardware. Zum Vergleich: Die internationalen Top-Turniere schütten Preisgelder von bis zu 24 Millionen US-Dollar aus.
Während Österreich hier den Boom verschlafen hat, beschäftigen sich unsere deutschen Nachbarn schon seit einigen Jahren mit Strukturen und Einrichtungen, um einen Einstieg in das Kräftemessen der Unterhaltungselektronik zu erleichtern und zu fördern. Verglichen mit dem asiatischen Umschlagauf platz hinkt man aber im Nachbarland ebenso weit hinterher. Zwar finden sich immer wieder deutsche Spieler in den TopTeams, insgesamt werden die größten Turniere aber mehr und mehr von Profis aus dem Fernen Osten dominiert.
Kein Wunder, immerhin wurde der virtuelle Wettkampf für die asiatischen Spiele 2022 zu einer Medaillen-Sportart erklärt und Turnierveranstaltungen, vor allem in Korea, füllen regelmäßig ganze Stadien. Unter den zehn bestverdienenden Teams haben Asiaten mit rund 47 Millionen US-Dollar an erDen
spieltem Preisgeld ebenfalls die Nase vorn. Auf Platz eins der Liste findet sich jedoch ein USamerikanisches Team mit einem deutschen Spieler an der Prämien-Spitze. Während global gesehen also immer mehr Big Player wie Red Bull Geld in den virtuellen Sport investieren, müssen sich hierzulande erst Strukturen etablieren, die diesem Thema im Jahr 2017 gerecht werden können.
Bis zur Anerkennung als Sport ist es zumindest jenseits der östlichen Hemisphäre noch ein sehr langer und steiniger Weg.