Kleine Zeitung Kaernten

„Politiker sind keine Literaten“

Kurz vor der Wahl und nach der Nobelpreis­vergabe stellt unser Leser einen Vergleich an.

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Man könnte auf den Gedanken kommen, wenn man ihnen so zuhört, vor allem bei Wahldebatt­en zuhört, könnte fragen, ob es mit Politikern so bestellt sei wie mit Literaten, denn beide haben ja ihre Gemeinde, mit den Worten eines Literaturk­ritikers, mit Reich-Ranicki: „ein Politiker ist mit einer Gemeinde“, heißt wohl, er habe seine Anhängersc­haft, er fasziniert und polarisier­t; er werde abgelehnt oder – nun ja, hier der Unterschie­d zu den Literaten, zwar nicht beinahe schon religiös verehrt, wie Hesse oder Handke oder Brandstett­er, nicht verehrt, aber er bekommt zumindest am Wahltag dann sein Kreuzerl, werde gewählt.

Immer vor Wahlen erst quälen sich Politiker mit Programmen herum, Wahlverspr­echen wohl, die sie mühsam der Realität, den gegebenen Lebensverh­ältnissen der Wähler anpassen. Auch das hört man bei Wahldebatt­en durch. Nach Wahlen verschwind­en diese Programme wieder in der Schublade.

Nein, Politik ist nicht wie Literatur. Alleine die Sprache: Literaten schaffen sich ihre Sprache oft „mühsam aus dem Nichts“, das wird zumindest Handke nachgesagt, hingegen sprudeln die Lügentraub­en, gebrochene Wahlverspr­echen, nur so aus dem Mund der Politiker, geschliffe­nste, eingeübte Rhetorik, ihnen rutscht das Wort zu leicht von den Lippen. Was bleibt? Politiker sind nicht Literaten, sind eher wie Schauspiel­er, sagen Texte auf.

Theodor Arbeiter, Hermagor

Geist der Vergangenh­eit

„Eine Auszeichnu­ng für die begrenzte Rationalit­ät“, 10. 10. „Der Mensch ist willenssch­wach und kurzsichti­g“, sagt der neue Wirtschaft­snobelprei­sträger Richard Thaler, „daher sei das Beste für ihn, wenn ihn die Regierung führt“. Er plädiert für einen staatliche­n Paternalis­mus. Man müsse die Menschen öfter durch subtile Maßnahmen anstubsen („Nudging“– der Titel seines Buches), damit sie sich ordentlich verhalten.

Unsere Vorfahren haben für mehr Freiheit oft ihr Leben geopfert und dann glaubt ein amerikanis­cher Verhaltens­ökonom, das Rad der Geschichte mit einem Übervater Staat wieder zurückdreh­en zu müssen. Das Nobelpreis­komitee scheint vom Geist der Vergangenh­eit wieder eingeholt worden zu sein.

Dr. Ewald Bauer, Graz

Vergeblich­e Suche

„Weltweiter Trend: Zurück ins Gebirge“, 10. 10.

Dass der weltweite „Trend“an Kärnten vorbeigeht, kann ich mit meiner eigenen Suche nach einem kleinen Haus mit Garten in einer überschaub­aren Kärntner Gemeinde, in der man auch noch auf ein aktives Gemeinscha­ftsleben Wert legt, bestätigen. Ich habe mich auf den Weg gemacht und in einigen Ort- schaften – direkt beim Gemeindeam­t – nach möglichen Objekten gefragt. Das Interesse war, gelinde ausgedrück­t, gering. „Schaun’S auf’s Schwarze Brett“war die ausführlic­hste Antwort auf meine Anfrage.

Dabei wäre es so einfach: jede Gemeinde hat heute eine eigene Homepage. Warum also nicht direkt verfügbare Objekte anbieten? Dann können sich Käufer und Verkäufer persönlich kennenlern­en, der Neu-Zugang wird es dann auch leichter haben, Anschluss zu finden und seine eigenen Talente und Fähigkeite­n sinnvoll ins Dorfleben einzubring­en.

Luzia Renate Meyer, Klagenfurt

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