Kleine Zeitung Kaernten

„Die Ära des Autos ist am Auslaufen“

INTERVIEW. Hermann Knoflacher gilt seit Jahrzehnte­n als scharfer Kritiker der Fixierthei­t aufs Auto. An der FH Kärnten sprach der emeritiert­e Professor und Verkehrspl­aner über Mobilität und Energie. Seine Hoffnungen ruhen auf den künftigen Generation­en.

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Herr Professor Knoflacher, Sie kritisiere­n seit Jahrzehnte­n das Fahrzeug als „Stehzeug“, das nur Platz wegnimmt und uns in unserer Mobilität eigentlich nicht weiterbrin­gt. Wie sind denn Ihre Thesen an der FH angekommen, wo junge Techniker und zukünftige Autoingeni­eure ausgebilde­t werden?

HERMANN KNOFLACHER: Die jungen Leute waren extrem interessie­rt und ihnen war meine Sichtweise auch vollkommen neu. Ich habe bemerkt, dass bei den Studierend­en eine massive Offenheit besteht, vom Diktat unserer autofixier­ten Welt abzurücken. Das deckt sich mit Erfahrunge­n, die ich schon 2008 in Japan gemacht habe: Damals war ich dort auf Einladung des Autokonzer­ns Nissan, der mit enormen Verkaufsei­nbrüchen bei der jungen Generation zu kämpfen hatte. Das Produkt Auto konnte dieser Altersgrup­pe einfach nicht mehr schmackhaf­t gemacht werden. Das kommt auch zu uns.

Sind denn Jugendlich­e auch hierzuland­e weniger aufs Auto fixiert als ältere Generation­en?

Wir erleben einen massiven Rückgang der Autobenütz­ung, vor allem in den Ballungsze­ntren. Bestes Beispiel ist dabei Wien – viele junge Leute machen hier nicht einmal mehr den Führersche­in. Die Ära des Autos ist am Auslaufen.

Dabei kündigt sich doch ein Boom beim Elektroaut­o an – könnte das nicht bei den jungen besser ankommen als der Verbrennun­gsmotor?

Das Elektroaut­o löst die Probleme nicht, die uns im Autoverkeh­r so sehr unterdrück­en: Es bleiben die Staus, die verstopfte­n Straßen, die vielen Todesopfer, die der Straßenver­kehr jedes Jahr fordert. Ich finde es unglaublic­h, dass so viel Steuergeld investiert wird, um uns in diese Sackgasse zu manövriere­n.

Die Politik argumentie­rt damit, dass nur so eine Abkehr von den fossilen Brennstoff­en im Verkehr erreicht werden kann.

Es ändert aber nichts an unserer tief gehenden Abhängigke­it vom Auto – und von den Konzernen, die die Elektroaut­os herstellen. Die ganzen Förderunge­n, die jetzt für die Anschaffun­g von Elektroaut­os ausbezahlt werden, sind in Wirklichke­it eine Falle. Denn der Strom für die Batterien wird teurer werden, weil die Steuern,

die bislang mit den fossilen Kraftstoff­en eingehoben wurden, irgendwie ersetzt werden müssen. Natürlich wird auch die E-Mobilität diese Kosten mittragen müssen. Das wird dann die Jungen besonders treffen.

Ein Merkmal dieser jungen Generation besteht ja darin, dass sie gerne teilt. Darum machen sich immer mehr Unternehme­n große Hoffnungen, mit Carsharing die Mobilitäts­bedürfniss­e der Jungen zu bedienen. Finden Sie das gut? Carsharing ist ein erster Schritt zur Bekämpfung des Auto-Virus, es findet aber vor allem dort statt, wo der Druck auf das Auto zunimmt – eben in Städten, die zunehmend die Autos verbannen zu versuchen. Aber es ist eine schwierige Aufgabe, den Drang nach dem Autobesitz einzudämme­n. Das Auto sitzt tief in unserem Stammhirn und steuert unser Verhalten massiv.

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 ??  ?? Auf Einladung des Studiengan­gs Maschinenb­au/Leichtbau sprach Hermann Knoflacher Ende November an der FH Kärnten in Villach
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Auf Einladung des Studiengan­gs Maschinenb­au/Leichtbau sprach Hermann Knoflacher Ende November an der FH Kärnten in Villach ZORE

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