Der Friedensstifter bei Van der Bellen
Auf Staatsbesuch in Österreich: Friedensnobelpreisträger Santos.
Es war ein aus einer Patronenhülse gearbeiteter Stift, den Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos bei seinem Besuch im Vatikan Papst Franziskus übergab. Eingraviert war der Satz: „Kugeln waren unsere Vergangenheit, der Friede ist unsere Zukunft.“Heute kommt Kolumbiens Staatsoberhaupt und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos auf Einladung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu einem Staatsbesuch nach Österreich. Er wird mit allen Ehren empfangen. Welches Geschenk er mitbringt, bleibt abzuwarten. 2016 hat Santos für seinen Friedensvertrag mit den marxistischen Farc-Rebellen den Nobelpreis erhalten. Er habe wesentlich dabei geholfen, den 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden, begründete das Nobelkomitee damals. Bundespräsident Van der Bellen erklärte, er möchte mit der Einladung „den Respekt für die Friedensarbeit des kolumbianischen Präsidenten“ausdrücken.
Doch der Befriedungsprozess geht schleppend voran. Teile der Opposition, vor allem rund um Ex-Präsident Álvaro Uribe, schüren Widerstand. In Kolumbien steht im Mai mit der Wahl des Nachfolgers von Santos, der selbst nicht mehr antreten darf, auch der Friedensprozess zur Disposition, denn mehrere aussichtsreiche Kandidaten stehen dem Abkommen feindselig gegenüber. Doch auch Santos war in jungen Jahren eher Falke denn Friedenstaube. Der dreifache Vater war als Verteidigungsminster unter Präsident Uribe ein Hardliner. 2008 ließ der Ökonom, der an Elite-Unis studiert hat, ein FarcCamp in Ecuador bombardieren – ohne Ecuador zu informieren. Das führte zu einer diplomatischen Krise in der gesamten Region.