Kleine Zeitung Kaernten

Ein Haus, das Wurzeln schlägt

Gedämmt mit Stroh, gebaut mit Holz aus dem eigenen Wald: das Smart Wood House. Ein Musterhaus der anderen Art.

- Von Martina Marx

Du bist so schön, weil du lachst.“Mit dieser Textzeile aus dem Song „Tanz der Moleküle“der deutschen Popgruppe „Mia“werden die Besucher empfangen und überrascht, wenn sie ihre Füße über die Türschwell­e des Smart Wood House setzen. Überrascht deswegen, weil man – nicht wie der Name des Hauses vermuten lassen würde – auf eine Holzwand, sondern auf blanken Beton blickt.

Die Einfachhei­t von Werkstoffe­n wie Beton und Holz zieht sich durch das gesamte Haus, die klaren Linien der Einrichtun­g ebenso. Diese Klarheit lässt genug Raum für Gemütlichk­eit. „Es ist vor allem der Geruch des Holzes, der für die Wohlfühlat­mosphäre sorgt“, sagt Julia Jeschek-Zöhrer.

Seit Studentent­agen sind der Lungau und Tamsweg die zweite Heimat von ihr und ihrem Mann Herwig Zöhrer. „Doch erst dieses Haus hat uns im Ort verwurzelt“, sagt Herwig Zöhrer. Er, der Architekt, hat die Vision von einem Haus aus regionalen Baustoffen zwei Jahre lang gewälzt und perfektion­iert. Ein Jahr lang hat er zu großen Teilen selbst Hand angelegt. Entstanden ist ein Niedrigene­rgiehaus, das die eigentlich­e Besonderhe­it nicht einmal auf den zweiten Blick preisgibt: Gedämmt ist das Haus mit Strohballe­n.

„Es war der Versuch, ein Haus gänzlich aus regionalen Rohstoffen zu bauen“, sagt Zöhrer. Konvention­elle Dämmstoffe waren keine Option, deswegen hat Zöhrer auf Stroh zurückgegr­iffen. 1300 Ballen Tauernrogg­en wurden außen auf das Holzskelet­t des Hauses aufgebrach­t.

Das Stroh ist unbehandel­t, der Pressdruck, mit dem die Ballen geformt wurden, wurde höher angesetzt. Das Holz – Fichte für die tragenden Strukturen, Lärche für die Verkleidun­gen – stammt aus dem eigenen Wald auf dem 8000 Quadratmet­er großen Grundstück, die Steine die Stützmauer ebenso. Die Wärme im Haus kommt vom Solardach und dem Kaminherd, der den 50 Quadratmet­er großen Wohn/Ess-Raum, der den gesamten ersten Stock einnimmt, dominiert.

Im zweiten Stock kann man die Seele in drei Schlafzimm­ern baumeln lassen: Die Betten hat Zöhrer ebenfalls selbst gebaut. Steigt man die Treppen bis zum Dachraum hinauf, tut sich ein Matrazenla­ger de luxe auf. „Juhu“nennt das Ehepaar Zöhrer dieses Refugium.

Tritt man dann vor die Tür, erblickt man einen 400 Jahre alfür ten Troadkaste­n. „Er ist das Leitbild für unser Smart Wood House“, sagt Herwig Zöhrer. Er sieht dieses 160 Quadratmet­er große Haus als Musterhaus für eine ökologisch nachhaltig­e Bauweise. Und es soll nicht bei diesem einen bleiben. Demnächst soll ein kleineres für vier Personen entstehen.

Der erste Versuch ist schon ein ganz gutes Vorbild. Wenn man durch die raumgreife­nden Fenster auf die schneebede­ckten Gipfel ringsum blickt, zaubert es einem ein Lächeln auf die Lippen: „Du bist so schön, weil du lachst.“

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Im Lungau: Julia Jeschek-Zöhrer und Herwig Zöhrer haben ihre Vision des regionalen Hauses verwirklic­ht
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 ??  ?? Vorbild für das Smart Wood House war ein Troadkaste­n
Vorbild für das Smart Wood House war ein Troadkaste­n
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 ??  ?? Hinter den Holzlatten verbirgt sich das Stroh (links).Matratzenl­ager de luxe unter dem Dach (rechts)
Hinter den Holzlatten verbirgt sich das Stroh (links).Matratzenl­ager de luxe unter dem Dach (rechts)
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 ??  ?? Was für ein Empfang!
Was für ein Empfang!
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Das Leben genießen: am Esstisch, den der Bauherr getischler­t hatOLIVER WOLF (11)
 ??  ?? Wärme spendet die Sauna im Erdgeschoß (links). Rechts im Bild das Studio mit Klappbett
Wärme spendet die Sauna im Erdgeschoß (links). Rechts im Bild das Studio mit Klappbett
 ??  ?? Eingefärbt­e PET-Flaschen waren das Grundmater­ial für die Küchenfron­ten (links).Rechts eines der Schlafzimm­er
Eingefärbt­e PET-Flaschen waren das Grundmater­ial für die Küchenfron­ten (links).Rechts eines der Schlafzimm­er
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