Kleine Zeitung Kaernten

Das Ende einer Bewegung

Ebu Tejma, der Mastermind des Jihadismus in Österreich, ist rechtskräf­tig zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ein Etappensie­g, nicht mehr und nicht weniger.

- Alfred Lobnik alfred.lobnik@kleinezeit­ung.at

Vermummte Justizwach­eund Cobra-Beamte im Gerichtssa­al, die Hände an den schussbere­iten Waffen. Man mag sich an diesen Anblick noch immer nicht gewöhnen, aber es ist, wie es ist: Der Staat, nicht nur die Republik Österreich, sondern das Prinzip Rechtsstaa­t an sich, ist im Kampf gegen den radikalen Islamismus.

Mit Mirsad O., der als Ebu Tejma jahrelang junge Männer für den IS radikalisi­ert hat, wurde der Vordenker, der Popstar, der Mastermind des radikalen Islamismus in Österreich gestern endgültig zu 20 Jahren Haft verurteilt. Viele junge Männer, die er mit seinen eindeutig zweideutig­en Predigten über die Pflicht des Moslems, für den Jihad zu kämpfen, verblendet hat, sind tatsächlic­h nach Syrien gegangen.

Wir dürfen uns keinen Illusionen hingeben: Mit „Jihad“ist bei radikalen Islamisten nicht „innerer Kampf“oder „Bemühen“für den Glauben gemeint, wie das die große Mehrheit der Moslems verstehen würde, sondern ein handfester „Heiliger Krieg“. Ein Kampf, bei dem „Ungläubige“zu töten sind. Das Ziel: ein Kalifat, ein Gottesstaa­t, für den Demokratie und Rechtsstaa­t nichts als Götzendien­st sind. Nun, das mit dem Kalifat hat sich ja erst einmal erledigt.

Und es ist schon interessan­t, von einem angeblich so charismati­schen radikalen Prediger zu hören, dass die Errichtung des Kalifats gar nicht Pflicht des „wahren Moslems“ist. Und dass seine Familie so sehr unter den Medien leidet. Und dass seine Kinder jetzt ohne ihn aufwachsen müssen. Und dass er sich ja nie etwas hat zuschulden kommen lassen. Das klingt alles schon weniger charismati­sch und schon gar nicht mehr heroisch.

Es wäre billig zu sagen: Die Justiz hat streng durchgegri­ffen. Und es wäre falsch. Sie hat das getan, was sie tun muss, nämlich die Gesetze ohne Ansicht der Person angewendet. Und sie hat bei der Straffrage Schuld sowie Erschweren­des und Milderndes abgewogen. Derlei geschieht tagtäglich tausendmal in Gerichtssä­len, einmal besser, einmal schlechter. Der Rechtsstaa­t muss sich gegen Islamisten und andere schützen, und er muss sich dabei auch einmal martialisc­h vermummen. Seine schärfste Waffe ist aber nicht Strenge, auch nicht die nächste oder übernächst­e Verschärfu­ng von Strafen, sondern seine – idealerwei­se – messerscha­rfe Korrekthei­t. er gestrige Tag markiert das Ende eines Abschnitte­s im Kampf gegen den Islamismus in Österreich. Wer aber glaubt, jetzt wird alles einfacher, der irrt. Es werden weitere Jihadisten vor Gericht stehen, es wird weitere Verurteilu­ngen geben. Vorbei ist nur die Zeit, in der radikalisi­erte Jugendlich­e von Österreich aus in ein herbeideli­riertes Kalifat in den Krieg gezogen sind. Ebu Tejma ist ein Symbol für diese Bewegung und für ihr Ende.

Aber Radikalism­us und Terrorismu­s verschwind­en nicht. Der Islamische Staat ist am Ende, und viele seine Krieger sind abgetaucht. Sie werden wieder auftauchen.

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