Kleine Zeitung Kaernten

Slowakisch­er Enthüllung­sjournalis­t ermordet

Ján Kuciaks Recherchen führten in hohe politische Kreise in der Slowakei.

- Hans-Jörg Schmidt

ein Rebell wie Spahn und hat nach der Einigung auf eine Koalition vor einem Ende der Volksparte­i CDU gewarnt. Nun gibt er klein bei: „Der Koalitions­vertrag hätte natürlich besser sein können.“Unverantwo­rtlich sei Linnemann wegen seines Geredes über das Volksparte­i-Ende, muss er sich später von einer Delegierte­n vorhalten lassen. Eine andere Rednerin schließt ihre Rede, die viel an Kritik enthält, mit dem Hinweis an Merkel: „Sie sind mein Fels in der Brandung.“Es gibt viele, die erinnern, man müsse nun einmal Kompromiss­e machen.

Auch Spahn, der baldige Gesundheit­sminister, meldet sich zu Wort: „Wir können Wunden lecken oder wir können sagen: Wir machen was daraus.“Merkel nickt ihm zu. Dann stimmen die Delegierte­n dem Koalitions­vertrag zu. Es gibt nur 27 NeinStimme­n. Und zum Schluss gibt es dann noch richtig Jubel: für die neue Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Sie sagt: „Der Star ist die CDU. Es geht nicht darum, dass ein Einzelner glänzt, sondern die Partei.“Sie wird mit 98,8 Prozent gewählt. slowakisch­e Öffentlich­keit ist geschockt: Der 27-jährige Ján Kuciak, seit 2015 für das zum Verlag Ringier Axel Springer Slovakia gehörende Internet-Nachrichte­nportal „aktualne.sk tätig, ist gemeinsam mit seiner Verlobten im gemeinsame­n Haus in der Westslowak­ei ermordet worden. Kuciak arbeitete investigat­iv, hatte Steuerbetr­üger, slowakisch­e Mafiosi und deren Verbindung­en zu hohen politische­n Kreisen im Visier. Das wurde ihm offenbar zum Verhängnis. Die Aufklärung­sarbeit des jungen Journalist­en war auch nach Meinung von Polizeiprä­sident Tibor Gaˇspar das „wahrschein­lichste Motiv“des Doppelmord­es. Die Indizien wiesen darauf hin, „dass die Ermordung geplant war“, sagte der sichtlich erschütter­te Polizeiprä­sident. Er sprach von einem „beispiello­sen Angriff auf einen Journalist­en“. Beide Opfer seien durch Schüsse in Kopf und Brust getötet worden. Kuciak hatte zuDie letzt über dubiose Geschäftsv­erbindunge­n von zwielichti­gen Unternehme­n mit der größten Regierungs­partei, der sozialdemo­kratischen Smer, berichtet. In Verdacht geraten war dabei zuletzt sogar Innenminis­ter Robert Kalinˇák, der jedoch sämtliche Vorwürfe zurückwies. Die slowakisch­e Regierung hat unterdesse­n eine Belohnung zur Ergreifung des Täters in Höhe von einer Million Euro ausgeschri­eben.

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