Kleine Zeitung Kaernten

Prinzenrol­le für Rot oder Grün

Tirol-Wahlsieger Günther Platter hat drei Koalitions­partner zur Auswahl. Zwei werden bevorzugt.

- Von Robert Benedikt

Nach der Wahl ist vor der Wahl. Nach der Landtagswa­hl in Tirol am Sonntag dreht sich alles um die Frage, wer künftig neben dem strahlende­n Wahlsieger Günther Platter die Prinzenrol­le einnehmen wird.

Die Politologi­n Kathrin Stainer-Hämmerle sieht in den Grünen und der SPÖ die aussichtsr­eichsten Kandidaten. Platter habe schon vor der Wahl durchblick­en lassen, dass er mit den Freiheitli­chen keine Freude hat („Ich möchte keinen Partner, der Schlagzeil­en macht“). Und die Neos seien mit ihren zwei überrasche­nd gewonnenen Mandaten zu schwach für eine starke Regierungs­achse. Mit den Grünen in der Regierung habe Platter erfolgreic­he Jahre hinter sich gebracht. Und die Roten hätten zwar Stimmen dazugewonn­en, Spitzenkan­didatin Elisabeth Blanik ziere sich als Bürgermeis­terin von Lienz jedoch nach wie vor, nach Innsbruck zu kommen.

Platter selbst gab sich nach der gestrigen Vorstandss­itzung der ÖVP kryptisch. Er werde, so seine seit Tagen stereotype Aussage, in dieser Woche mit allen Landtagspa­rteien Sondierung­sgespräche führen und dann entscheide­n, welche von ihnen am besten als Koalitions­partner geeignet ist. Dabei komme es auf die Inhalte an. Es gelte im Be- eine tragfähige Lösung für das akute Transitver­kehrsprobl­em zu finden, wiederholt­e Platter.

Eine neuerliche Zusammenar­beit mit den Grünen könne man als Zeichen der Kontinuitä­t bewerten, analysiert Stainer-Hämmerle. Außerdem würden die Grünen in ihrer angespannt­en Situation ihr Fell wohl nicht allzu teuer verkaufen. Dagegen könnte ein „Deal“mit den Sozialdemo­kraten ziemlich teuer werden, wenn sich diese auf die recht deutlichen Stimmengew­inne berufen, vermutet die Politologi­n.

Die Abneigung gegen eine weitere grüne Regierungs­beteiligun­g dürfte auch im Wirtschaft­sflü- gel der ÖVP nicht allzu schwerwieg­end sein. Denn Wirtschaft­sbund-Obmann Franz Hörl hat dem Landeshaup­tmann schon am Wahlabend für die Regierungs­bildung freie Hand zugesicher­t.

Im Hinblick auf die nächste Landtagswa­hl in Kärnten zieht Stainer-Hämmerle Parallelen: Da wie dort seien absolute Mehrheiten nicht mehr erreichbar. Die beiden Landeshaup­tleute profitiert­en jedoch von der Tatsache, dass die Spitzenkan­didaten der herausford­ernden Parteien über „wenig Ausstrahlu­ng“verfügten.

Im Hinblick auf Kärnten könnte das Tiroler Koalitions­modell Auswirkung­en haben. Sollte sich Platter für eine Zusonderen,

sammenarbe­it mit den Sozialdemo­kraten entscheide­n, wäre das wohl der Beginn einer Absetzbewe­gung der Bundesländ­er vom Bund. Der Besuch von Bundespart­eiobmann Sebastian Kurz am Wahlabend in Innsbruck hat daher zu Spekulatio­nen darüber geführt, ob der Bundeskanz­ler mit der Tiroler ÖVP einen Deal aushandeln will.

Da hat man wohl zu viel hineininte­rpretiert, meint Stainer-Hämmerle. Kurz sei auch am Wahlabend in Niederöste­rreich in St. Pölten zu Gast gewesen. Mit dem Verweis auf die Titelseite­n der gestrigen Zeitungen meint sie: „Man lacht halt gerne mit den Siegern auf Pressefoto­s.“

ÖVP-Bundespart­eiobmann Sebastian Kurz hat am Sonntagabe­nd in Innsbruck mit den Par- teifreunde­n um die Wette gestrahlt. Den Einfluss der Bundespart­ei auf das Tiroler Wahlergebn­is schätzt Stainer-Hämmerle aber nur gering ein, vor allem auch deshalb, weil das Türkis der neuen Volksparte­i in Tirol überhaupt nicht vorgekomme­n ist. Ihr Resümee: „Der Wind aus Wien hat den Tirolern wenigstens nicht geschadet.“

Trotz der Stimmenver­luste wähnen sich die Tiroler Grünen im Aufwind. Obfrau Ingrid Felipe sagt: „Im Hinblick auf das Nationalra­tsergebnis im Vorjahr sind unsere 10,7 Prozent ein gutes Ergebnis.“Und sie geben der Umweltpart­ei die Hoffnung, dass ihr Kandidat Georg Willi bei den Bürgermeis­terwahlen in Innsbruck am 22. April doch den Chefsessel erklimmen könnte.

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Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die schwarz-grüne Zusammenar­beit im Innsbrucke­r Landhaus eine Fortsetzun­g findet
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Politologi­n Kathrin StainerHäm­merle
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