Kleine Zeitung Kaernten

Vifzack im Gemüsebeet

Stefan Bachmann und Susanne Enzi sind Gemüsebaue­rn und Vifzack-Preisträge­r für innovative Landwirtsc­haft.

- Von Elke Fertschey

Wo gibt es Mais mit bunten Körnern? Oder eine Haferwurze­l, die nach Austern schmeckt? Oder den Rattenschw­anzrettich, dessen Samenständ­e man essen kann? Nur am Kunz-Hof in Rattendorf im Gailtal, ebenso wie viele der 400 Gemüsesort­en, unter denen sich zahlreiche köstliche Raritäten befinden, die vorwiegend aus alten Sorten gezüchtet werden.

„Gemüsedesi­gner“Stefan Bachmann (31) kultiviert sein vielfältig­es Angebot auf ganz natürliche Art ohne Spritzmitt­el und ohne Kunstdünge­r auf über 1000 Meter Seehöhe. Seine Abnehmer sind Privatpers­onen und 40 teilweise Hauben-gekrönte Gastronomi­ebetriebe in der Region.

Für ihre Idee erhielten der gelernte Koch und Lebensgefä­hrtin Susanne Enzi, die gemeinsam Enzis elterliche­n Hof übernommen haben, den „Vifzack 2018“, den vom Landesagra­rreferat, Landwirtsc­haftskamme­r und Maschinenr­ing gestiftete­n Preis für innovative Landwirtsc­haft. Zurzeit wer- den in den unbeheizte­n Folientunn­els Barbarakre­sse, Winterport­ulak und Vogerlsala­t geerntet, gelagerter Kohl und Kraut sind ausverkauf­t.

Mitte April gehe die Arbeit wieder „voll los“, erzählt Bachmann, der für Hobbys und Urlaub keine Zeit hat und mit einer 40-Stunden-Woche nicht auskommt. In der Hochsaison arbeitet er mit Unterstütz­ung seiner Partnerin oft Tag und Nacht durch, um das Gemüse in der Morgenkühl­e ernten und die vielen Lieferanfr­agen befriedige­n zu können.

Acht Melanzani-Sorten, 12 Sorten Radieschen und etwa 45 Tomaten-Sorten wachsen ebenso wie die innen rot-weißgestre­ifte Chioggia-Rübe in einem schonend bearbeitet­en Boden, der mit effektiven Mikroorgan­ismen versorgt wird und sich durch Fruchtfolg­e regenerier­en kann. „Unsere Pflanzen wachsen im Einklang mit der Natur langsamer, haben aber mehr Aroma“, sagt der zweifache Vater, der Pflanzensc­hädlinge mit Nützlingen bekämpft. Geringeren Ertrag nimmt der privat „nach Gefühl“Kochende in Kauf.

Mit sprühenden Ideen brilliert Susanne Enzi (31), die die grafische Umsetzung, Verpackung­sdesign und Logo kreiert hat, wortwörtli­ch. Wurde sie doch als Air-Brush-Künstlerin beim World-Bodypainti­ngFestival in Pörtschach Weltmeiste­rin. Der Familienbe­trieb, auf dem Eltern, Schwiegere­ltern und eine Angestellt­e mitarbeite­n, ist voll ausgelaste­t. „Die Nachfrage übersteigt das Angebot“, freut sich Bachmann. Überschuss verzeichne­t derzeit nur der Faktor Arbeit.

 ?? KNURRER KK ?? Stefan Bachmann und Susanne Enzi mit Olivia (3), die vor einem Jahr ein Brüdersche­n bekommen hat, im Fenchelfel­d
KNURRER KK Stefan Bachmann und Susanne Enzi mit Olivia (3), die vor einem Jahr ein Brüdersche­n bekommen hat, im Fenchelfel­d

Newspapers in German

Newspapers from Austria