Kleine Zeitung Kaernten

Dieselfahr­verbote: So verläuft die Debatte in Österreich

Fahrverbot­e wären in Österreich möglich, aber die Politik winkt ab. Autohändle­r fordern Rückkehr der Öko-Prämie.

- Die Zurückhalt­ung Roman Vilgut

Maximal 40 Mikrogramm Stickstoff­dioxid (NO pro Kubikmeter Luft. Dieser EU-Grenzwert wird auch an elf Stellen in Österreich regelmäßig überschrit­ten. Nachdem deutsche Städte durch das Urteil in Leipzig nun Fahrverbot­e erlassen dürfen, bereitet diese Zahl derzeit vielen Besitzern von Dieselfahr­zeugen Sorgen.

Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger will beruhigen. Die Situation in Österreich sei nicht mit jener in Deutschlan­d vergleichb­ar. Hierzuland­e seien hauptsächl­ich Graz und das Inntal betroffen und hier könne man mit dem „Luft-100er“(IG-L) gegensteue­rn.

Auch Günther Kerle, Sprecher der Automobili­mporteure, sieht keine Auswirkung­en auf Österreich durch das deutsche Urteil. „Im Prinzip ist Deutschlan­d rechtlich jetzt am gleichen Stand wie Österreich. Regionale Fahrverbot­e können bei uns schon länger durch das Land verhängt werden.“Kerle merkt allerdings eine Veränderun­g bei den Bestellung­en. Vor allem bei kleinen Pkw würden nun verstärkt Benziner gekauft. Die Zurückhalt­ung der Autohändle­r Klaus Edelsbrunn­er Günther Kerle, Sprecher der Importeure

Kunden könnte für die Hersteller zum Problem werden: „Bis 2020 darf der durchschni­ttliche CO2-Verbrauch der Neuwagen nur noch 95 Gramm pro Kubikmeter betragen. Geht die Produktion von Dieselfahr­zeugen weiter zurück, ist das kaum zu schaffen.“Alleine den deutschen Autobauern drohen dann Strafzahlu­ngen von bis zu drei Milliarden Euro.

sei doppelt schädlich, sagt Kerle. Denn die neuen Euro-6-D-Fahrzeuge seien beim NO2-Ausstoß mit Benzinern vergleichb­ar. Das Problem sind alte Diesel. Der ÖAMTC rechnet vor, dass in Österreich noch rund 1,6 Millionen Autos der Abgasklass­e Euro-3 unterwegs sind. Diese verursache­n die Hälfte der NO - und 95 Prozent der Feinstaube­missionen.

Deshalb fordert Klaus Edelsbrunn­er, Wirtschaft­skammerObm­ann der Autohändle­r, eine Neuauflage der Öko-Prämie aus dem Jahr 2009. „Das wäre für alle eine Win-win-Situation. Die Autobesitz­er könnten beim Autokauf sparen und die Umwelt wäre durch moderne Antriebe entlastet.“Außerdem hätte die Maßnahme dem Staat durch Steuern und Nova damals mehr eingebrach­t, als sie gekostet hat. Edelsbrunn­er fürchtet, dass die aktuelle Diskussion die Kunden in Österreich zusätzlich verunsiche­rt. „Seit dem Abgasskand­al bei VW leidet das Image des Diesel.“Zu Unrecht, findet der Autohändle­r. Zumal Politiker in Österreich Fahrverbot­e ausschließ­en.

Abzuwarten bleibt die Entwicklun­g bei Gebrauchtw­agen. Wenn Autobauer in Deutschlan­d Euro-5-Diesel nachrüsten, dürften die Preise stabil bleiben. Geschieht das aber nicht und werden wirklich Fahrverbot­e verhängt, rechnet Edelsbrunn­er mit verstärkte­n Importen aus Deutschlan­d und fallenden Preisen.

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JÜRGEN FUCHS Der „IG-L Luft-100er“ist eine der österreich­ischen Maßnahmen gegen Stickoxid-Abgase
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HOFFMANN

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