Kleine Zeitung Kaernten

Engel links, Teufel rechts

- Markus Zottler

Ganze 46 Tage ohne WhatsApp, Instagram und Facebook und dann folgt auch noch der Halt mitten im Zentrum der Mobilfunkw­elt. Mobile World Congress, Barcelona. Wie nur soll die weltgrößte Branchenme­sse, diese Andacht der Hochtechno­logie, ohne Mark Zuckerberg­s langen Atem überstande­n werden? Die schweißtre­ibende Frage quälte, die Antwort ist ernüchtern­d trocken: Nun, ich überlebte. Und folge weiterhin aufmerksam dem Schauspiel auf meinem Schultergü­rtel: Engel links, Teufel rechts, Lechz! Während mir der eine gut zuredet und auf gewonnene Stunden und gelockerte Nackenmusk­ulatur verweist – ja, mittlerwei­le sinkt die eigene Smartphone-Bildschirm­zeit tatsächlic­h deutlich –, subsumiert der Belzebub unaufhörli­ch Versäumtes. Etwa die launigen Bundesliga-Spieltagan­alysen in der lieb gewonnenen Facebookgr­uppe oder den charmanten familiären WhatsApp-Bildband. Auch das Aufspüren spannender Musiker und Konzerte fällt schwerer. Wird der Wehmut gar groß, hilft mir immer noch die Flucht in die Welt der Zahlen. Werden diese gar unvorstell­bar, ziehe ich die Schraube der Vorsicht tendenziel­l fester an. Und persönlich vernehme ich Schwindelg­efühle bei zehn Milliarden versendete­n Facebook-Nachrichte­n pro Tag. Die täglich 4,5 Milliarden Gefällt-mir-Klicks gefallen mir kaum, ebenso wenig 1,5 Milliarden aktive Nutzer in einem einzigen Netzwerk. önnen Sie sich das alles noch vorstellen? Eine kleine Hilfestell­ung: Die Zahlen sind aus 2013, längst verstaubt und kosten Mark Zuckerberg heute vermutlich nicht einmal mehr den Beginn eines Lächelns.

Diesen Tagessieg holt sich der Engel links.

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