Appetit auf Schwedenbitter
„Die Abendmahlsgäste“: Ingmar Bergman befördert das Nachdenken über Gott.
Das muss man dem Verein zur Anregung des dramatischen Appetits VADA lassen: Um Ideen, den Pavillon von der Größe einer Nasszelle (inklusive Zuschauer-Plätze) zur Bühne zu machen, ist das Ensemble rund um Felix Strasser und Yulia Izmaylova nicht verlegen. Dank einer kleinen „Dachkorrektur“geht das Jugendstiltheater als schwedische Dorfkirche durch, Schauplatz für Ingmar Bergmans Kammerspiel „Die Abendmahlsgäste“. Als diese fungiert das maximal zehnköpfige Publikum in engen Kirchenbänken sitzend, Pastor Tomas Ericsson in Großaufnahme direkt vor sich.
Die Nähe ist, es geht gar nicht anders, zentraler Baustein der Inszenierung, die bitteren (Selbst-)Zweifel von Ericsson bekommt das Publikum so unmittelbar serviert wie Leib und Blut Christi oder den Klingelbeutel. Eine Stablampe sorgt für Schweinwerferlicht, eine Datei für Glockengeläut. Neben Strasser und Izmaylova als zurückgewiesene Freundin des Pastors gehen Kamran Gharabaghi (Mesner) und Florian Zambrano Moreno (als suizidgefährdeter Fischer Jonas Persson) auf Tuchfühlung mit dem Text, der theologische Sinnfragen verhandelt: Gesetzt den Fall, es gibt Gott nicht. Was macht das für einen Unterschied? Ehe die von Persson befürchtete koreanische Bombe fällt, gibt es andere Bomben, auf die der Fischer ähnlich entgeistert reagiert.
Ein kompakter kleiner Abend als Referenz an einen Großen – Ingmar Bergman zum 100. Geburtstag. UL
Termine: 1.-3., 6.-10. März, 20 Uhr, Jugendstiltheater Klagenfurt (Pavillon beim Künstlerhaus). Karten: Tel. 0680-206 14 92