Kleine Zeitung Kaernten

Überraschu­ng vor Gericht: Hypo-Gutachter Birnbacher war Jörg Haiders Treuhänder.

Hypo-Gutachter Dietrich Birnbacher sagte im Prozess gegen Haider-Erbinnen nicht aus. Grund: seine Verschwieg­enheitspfl­icht.

- Von Jochen Habich

Jahrelang galt Dietrich Birnbacher in der öffentlich­en Wahrnehmun­g als der Steuerbera­ter von Josef Martinz.

Dieses Naheverhäl­tnis sei ein Grund gewesen, warum Birnbacher 2007 von Martinz und Jörg Haider den Auftrag zur Erstellung seines Hypo-Gutachtens bekommen hat. Ein Auftrag, der ihm sechs Millionen Euro eingebrach­t hat. Ursprüngli­ch hätten es sogar zwölf Millionen Euro sein sollen. Doch dann genicht währte Birnbacher seinen berüchtigt­en Patrioten-Rabat.

Seit gestern weiß man: Dietrich Birnbacher war auch der Wirtschaft­streuhände­r Jörg Haiders. „Das haben wir bis 26. Februar dieses Jahres nicht gewusst“, sagte Rechtsanwa­lt Volker Mogel am Landesgeri­cht Klagenfurt. Sehr überrasche­nd: Denn Mogel ist einer der Anwälte, die Jörg Haiders Witwe, Claudia Haider, sowie ihre Töchter Cornelia Mathis-Haider und Ulrike Haider-Quercia, im Schadeners­atzprozess ver- tritt, den das Land gegen die drei Frauen führt. Insgesamt 600.000 Euro will das Land von ihnen.

In diesem Prozess

hätte Birnbacher aussagen sollen, tat er aber nicht. Weil er Jörg Haiders Treuhänder war, müssen seine Erbinnen ihn von der Verschwieg­enheit entbinden. Das sei kurzfristi­g nicht möglich gewesen, sagte Mogel. Damit war die paradoxe Situation perfekt: Birnbacher, von den Haider-Erbinnen als Zeuge genannt, sagte aus, weil ihn die Familie nicht rechtzeiti­g von der Verschwieg­enheit entbinden konnte. Für den 77-Jährigen war sein Auftritt vor Richterin Sabine Grün nach wenigen Minuten vorbei. Am 22. März gibt es den nächsten Versuch, den Zeugen Birnbacher zu befragen. Dann sollen auch Claudia Haider und ihre Töchter befragt werden.

Josef Martinz hat das schon hinter sich: Der Ex-Aufsichtsr­atschef der Kärntner Landeshold­ing (KLH) und ehemaliger ÖVP-Kärnten-Obmann sagte

gestern als Zeuge aus. Dabei wieder holte er im Wesentlich­en seine Aussagen aus dem Strafverfa­hren von 2012: Haider und er, Martinz, hätten Birnbacher als Privatpers­onen mit der Erstellung des Gutachtens beauftragt. Der Vorschlag für die ursprüngli­che Höhe des Honorars (zwölf Millionen Euro) sei von Haider gekommen.

Morgen wird der Prozess mit der Zeugeneinv­ernahme der ehemaligen KLH-Vorstände Hans-Jörg Megymorez und Gert Xander fortgesetz­t.

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TRAUSSNIG (2)
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Dietrich Birnbacher (links) sagte nichts, Josef Martinz war als Zeuge souverän

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