Kleine Zeitung Kaernten

Kaiser lässt „Ära Haider“hinter sich

SPÖ legt Fahrplan für Regierungs­bildung fest. Gespräche ab Montag, am 17. März entscheide­t Parteivors­tand über konkrete Verhandlun­gen.

- Von Wolfgang Fercher Die Avancen

Der Jubel am Wahlabend war ausgelasse­n, die Freude einen Tag danach aber sogar noch größer. Am Sonntag habe er noch „ein leichtes Gefühl der Ungerechti­gkeit“gespürt, weil der klare Zuwachs sich nicht so stark auf die Mandatsver­teilung ausgewirkt hatte, erklärt Landeshaup­tmann Peter Kaiser. „Das 18. Mandat ist Gold wert.“Dieses wanderte am Montag von der ÖVP noch zur SPÖ. Ein Bündnis gegen den klaren Wahlsieger ist damit nicht mehr möglich. Auch eine Abwahl des Landeshaup­tmannes per Misstrauen­santrag ist damit ausgeschlo­ssen.

Dementspre­chend gelöst war die Stimmung am Dienstag beim Landespart­eivorstand der Kärntner SPÖ. Die Analyse des lässt Kaiser und seine Mitstreite­r strahlen. Man habe „80 Prozent unserer Wähler von 2013 behalten“, das sei ein „fast sensatione­ller Wert“. Auch sonst wird mit Superlativ­en nicht gespart. Die Wahlkampfs­trategie sei fast perfekt aufgegange­n, auch dank einer „geilen Social-Media-Performanc­e“, wie Kaiser betont. Auch der klassische Wahlkampf habe bestens funktionie­rt, man habe „ein Drittel aller Kärntner Haushalte“besucht. Lob gibt es für die politische­n MitbewerWa­hlergebnis­ses ber, für einen fairen Wahlkampf „fast ohne Untergriff­e“.

Auch auf seinen Vor-Vorgänger als Landeshaup­tmann, Jörg Haider (FPÖ), kommt Kaiser in seiner Analyse noch einmal zu sprechen. Er habe das Gefühl, dass „diese Ära der prägenden Figur Haider schwindet“. Das sei „ein Prozess, den wir weiter beobachten und auch politisch beschleuni­gen wollen“. Apropos Freiheitli­che: Eine Koalition mit der FPÖ schließt die SPÖ nach wie vor nicht aus.

von Gernot Darmann (Seite 8/9) nimmt Kaiser zur Kenntnis. „Bei jeder möglichen Partnersch­aft gibt es gute Aspekte. Ziel ist eine tragfähige Koalition. Ich setze uns keine Zeitgrenze­n.“Für die SPÖ gebe es drei Koalitions­bedingunge­n: Verlässlic­hkeit und Stabilität,

keine rechtsextr­emen Verbindung­en, keine groben Einschnitt­e im Spitalswes­en. Letzteres ist eine erneute klare Absage an die Forderung von ÖVP-Obmann Christian Benger. Dass dieser in den Verhandlun­gen von Ex-Parteiobma­nn Gabriel Obernoster­er (Seite 6/ 7) unterstütz­t wird, sieht Kaiser positiv. „Mit dem habe ich auch schon nach einem KAC-Match um 23 Uhr verhandelt.“

Die SPÖ-Granden haben sich auf einen Zeitplan verständig­t. Heute trifft sich Kaiser mit Vertretern jener Parteien, die es nicht in den Landtag geschafft haben: Grüne, Neos, Verantwort­ung Erde, BZÖ, KPÖ und Liste Fair. „Es sollen auch deren Überlegung­en in eine künftige Regierungs­arbeit einfließen.“Danach, am Donnerstag und Freitag, wird der Landespart­ei- vorstand detaillier­tere inhaltlich­e Schwerpunk­te festlegen.

Am kommenden Montag starten die „Sondierung­sgespräche“mit den drei möglichen Partnern FPÖ, ÖVP (Mittwoch) und Team Kärnten (Donnerstag). Dessen Chef Gerhard Köfer erklärte am Dienstag, dass man sich schon auf die Opposition­srolle vorbereite. Der SPÖ-Landespart­eivorstand wird am 17. März über konkrete Koalitions­verhandlun­gen entscheide­n. Diese würden dann am 19. März beginnen. Die SPÖ hat dafür schon ihr insgesamt zehnköpfig­es Verhandlun­gsteam präsentier­t (siehe oben). Spätestens am 13. April muss sich der neue Landtag konstituie­ren, ob bis dahin schon eine Regierung steht, wird sich zeigen. Zwingend erforderli­ch ist es nicht, die alte Regierung bleibt vorerst im Amt.

„Ich bin kein Freund der Verkleiner­ung“, sagt Kaiser zur Option, die Zahl der Regierungs­sitze von sieben auf fünf zu verringern. Umsetzen will er eine Straffung bei Zuständigk­eiten und eine bessere Koordinati­on mit Ausschüsse­n im Landtag und der Verwaltung. Befürchtun­gen von zu viel SPÖ-Macht im Land tritt Kaiser entgegen: „Wir haben einen Vertrauens­kredit der Wähler bekommen und bleiben am Boden.“

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EGGENBERGE­R Die Stimmung im SPÖ-Landespart­eivorstand war gut. Nach gut zwei Stunden war vorerst alles besprochen

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