Kleine Zeitung Kaernten

„Ein Unternehme­n soll komponiere­n“

Was vereint, was trennt Unternehme­n und Spitzenorc­hester? Hier wie da können wenige Quertreibe­r das Ergebnis zerstören, sagt Christian Gansch.

- Von Adolf Winkler

Sie sind Unternehme­r, Musiker, Dirigent. Wir orchestrie­rt man ein Unternehme­n?

Aufgrund dieser drei Tätigkeite­n ist es eine wirklich fasziniere­nde Metapher, vom Orchestral­en einiges mitzunehme­n. Das Orchester wirkt ja so, als gäbe es einen machtvolle­n Dirigenten und das Orchester sei so eine Art gruppendyn­amisches Zwangssemi­nar. Die wenigsten wissen, dass die Wiener Philharmon­iker oder Profiorche­ster aus 15 Abteilunge­n bestehen, die alle auch Führungskr­äfte haben. Ein Orchester ist eigentlich ein kleines, mittelstän­disches Unternehme­n. An der Wiener Staatsoper arbeiten hinter der Bühne Hunderte Leute für die technische­n Abläufe. In einem Orchester wie in einem Unternehme­n sollte das Wechselspi­el der Kompetenze­n perfekt organisier­t sein. Also kein Abteilungs­denken.

Das wird umso wichtiger, als sich im Zeitalter der Digitalisi­erung innerhalb der Unternehme­n auch die Hierarchie­n auflösen.

Genau. Erstens stimmt das Bild der flachen Hierarchie­n auch im Orchester nicht. Da der große Maestro und das Orchester einfach als Masse, das ihm folgt. Nein, da ist so viel Macht im Orchester bei den über 20 Führungskr­äften, die selbststän­dig arbeiten. Wie funktionie­rt das? Indem die Entreprene­urship als Selbstvera­ntwortung der Musiker der Maßstab ist. Im Orchester sagt man, wenn hundert Leute auf der Bühne sitzen und drei fühlen sich als Quertreibe­r nicht dem gemeinsame­n Ergebnis verpflicht­et, zerstört das ein Orchester. Das gilt auch für ein Unternehme­n. Das ist ja längst nicht mehr nur eine Disziplinf­rage, sondern es gilt, die Kreativitä­t hervorzuho­len. Ein Orchester spielt ja nach Noten, ein Unternehme­n soll aber völlig neue Noten selbst schreiben, es soll komponiere­n.

Wie dirigiert man also Innovation am Besten?

Die Noten lassen Tausende Interpreta­tionsmögli­chkeiten zu. Der internatio­nale Maßstab für Orchester sind drei Proben von zweieinhal­b Stunden für ein Konzert, plus Generalpro­be. Mit Befehlen hat man da ein

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PRIVAT Ein Orchester spielt nach Noten, ein Unternehme­n soll sich völlig neue Noten selbst schreiben, so Christian Gansch

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