Kleine Zeitung Kaernten

30 Jahre nach dem Sündenfall

Die ARD hat das bizarre Geiseldram­a von Gladbeck verfilmt.

- DH

Deutschlan­d, am 16. August 1988: Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner stürmen schwer bewaffnet eine Bank. Sie nehmen Geiseln, fahren mit ihnen tagelang durch Deutschlan­d und die Niederland­e. Dazwischen geben sie Journalist­en Interviews und posieren für Fotografen mit blutüberst­römten Geiseln. Nach 54 Stunden hat das bizarre Schauspiel ein Ende, drei Menschen sind tot. Die Überlebend­en leiden bis heute unter dem Trauma.

Nicht der Banküberfa­ll, nicht die Morde sorgten dafür, dass sich das Drama von Gladbeck tief ins kollektive deutsche Ge-

dächtnis eingeschri­eben hat. Es war die Brutalität der Geiselnehm­er, kombiniert mit einer journalist­ischen Maßlosigke­it, die eine Gewalttat zu einem tagelangen Medienerei­gnis werden ließ. Hintergrun­d war ein multiples Versagen: Während die Bankräuber einkaufen gingen oder mit Passanten und Journalist­en plauderten, verstrickt­en sich Politik und Polizei in Debatten über Zuständigk­eiten. Als die Polizei schließlic­h eingriff, kam es zum Blutbad. Die Entführer wurden festgenomm­en.

30 Jahre nach den Ereignisse­n von Gladbeck nutzt die ARD das Jubiläum für einen neuen Zweiteiler (ARD, heute und morgen, 20.15 Uhr), in dem das Trauma unter der Regie von Kilian Riedhof aufgearbei­tet wird. Riedhof: „Gladbeck tut weh. Auch heute noch.“Inhaltlich umrahmt wird das Drama durch eine Dokumentat­ion (ARD, morgen, 21.45 Uhr), in der die Geschichte mit Aussagen von Überlebend­en akribisch aufgearbei­tet wird.

 ?? ARD ?? Der Hype ums Verbrechen
ARD Der Hype ums Verbrechen

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