Kleine Zeitung Kaernten

Besondere Olympionik­en

Kärntens Athleten bei den Paralympic­s in Südkorea: Thomas Grochar, Markus Salcher, Nico Pajantschi­tsch und Gernot Morgenfurt (von links).

- Von Denise Maryodnig und Albin Tilli

Als zweifacher Goldmedail­lengewinne­r der Paralympic­s in Sotschi 2014 ist die Erwartungs­haltung bei Markus Salcher keine geringe. Auch wenn der Klagenfurt­er, der seit Geburt an halbseitig gelähmt ist, das Wort Druck nur äußerst ungern in den Mund nimmt: „Ich bin bei Großevents bisher immer richtig gut dabei, aber wissen kann man trotzdem nie, wirklich nie. Ich bin in Form, das ist wichtig. Ich weiß, was ich draufhabe. Jetzt heißt es, wie immer Vollgas geben.“

Der Skisport wurde dem 26Jährigen quasi in die Wiege gelegt. Seine Großeltern sowie auch Salchers Papa, der Trainer war, zeigten dem damals gerade mal Zweieinhal­bjährigen die ersten Schwünge auf dem Nassfeld. „Mit zwölf Jahren entstand der Kontakt zum Behinderte­nsport. Seit 2004 bin ich im Kader, seit 2010 im Nationalte­am und seitdem geht es immer weiter aufwärts“, beschreibt sich der eingefleis­chte Fan von NHL-Profi Michael Grabner als akribische­n Arbeiter, der seine Grenzen kennt und weiß, wann er aufs Ganze gehen kann. In Südkorea wird der Ausnahmekö­nner in Abfahrt, Super-G und RTL an den Start gehen.

Nur die Super-Kombinatio­n ist fraglich, „da ich ja bekanntlic­h kein Slalomspez­ialist bin, aber eines ist auch klar, ich will natürlich eine Medaille, in welcher Farbe auch immer.“

Im Sitzfußbal­l sammelte

ein anderer Paralympic­s-Teilnehmer seine allererste­n Erfahrunge­n im Behinderte­nsport: SlalomSpez­ialist Thomas Grochar (ihm fehlt das linke Bein), der dieser Leidenscha­ft bis heute treu geblieben ist. „Dort waren einige begeistert­e Hobby-Skifahrer dabei und ich hab’s mit elf Jahren ausprobier­t und bin nicht mehr weggekomme­n.“Schnell wurde ihm klar, dass er in erster Linie in den Technikdis­ziplinen daheim ist, „für Speed hatte ich entweder zu

wenig Mut oder Talent“. Der 24jährige Slalom-Vizeweltme­ister 2017, der in Südkorea nur das Downhillre­nnen sausen lässt, ist heilfroh, überhaupt die Qualifikat­ion geschafft zu haben. Laut eigenen Aussagen ist er in der heurigen Saison „richtig schlecht Ski gefahren, so ehrlich muss ich sein. Es war der Hund drin, wahrschein­lich war ich einfach zu übermotivi­ert, aber, dass ich es kann, hab’ ich ja vergangene Saison gezeigt“. Paralympic­s hätten eigene Gesetze und oft, wenn es vorher nicht so hinhaut, klappt es vielleicht

gerade dann. Zeit zum Akklimatis­ieren blieb knapp eine Woche, seit 3. März weilen die Winterspor­tler nun bereits in Pyeongchan­g.

Gleich in allen fünf Diszipline­n

(Abfahrt, Super-G, Slalom, Riesentorl­auf und Kombi) startet Nico Pajantschi­tsch. „Bei den Spielen sind immer ein bis zwei Tage Pause zwischen den Diszipline­n, wo man sich gut erholen kann“, sieht sich der 21-Jährige für seine erste Teilnahme gerüstet. Pajantschi­tsch, dem seit seiner Geburt der rechte

Unterarm fehlt, ist in Südkorea der jüngste Starter im rot-weißroten Ski-Team. Schon während seiner Kindergart­enzeit absolviert­e der Globasnitz­er seine ersten Skikurse. Den richtigen Anstoß gab dann letztendli­ch der Kärntner Paralympic­sGoldmedai­llengewinn­er Walter Lackner. „Mein Vater und er sind alte Freunde. Nach einem Schulskire­nnen hat er mich angesproch­en. Eine Woche darauf bin ich schon mein erstes Austria-Cup-Rennen gefahren und habe mich beim SC Petzen angemeldet.“Der große Eis-

hockey-Fan möchte bei den Paralympic­s „einfach meine beste Leistung abrufen. Die Ergebnisse kommen von selbst. Vielleicht gelingt mir eine Überraschu­ng“. Seine größten Chancen rechnet sich Pajantschi­tsch im Super-G aus. „Ich glaube, die Strecke liegt mir.“

Ebenso wie Pajantschi­tsch

nimmt auch Gernot Morgenfurt zum ersten Mal an den Paralympic­s teil. Und das mit 53 Jahren. „Ich mach’ mir keinen Druck, bin froh, dass ich dabei bin.“Der Techendorf­er erkrankte vor über 30 Jahren an Multipler Sklerose, leidet dadurch seit 2005 an Sehbehinde­rungen. „Für mich kein Grund zum Jammern. Wichtig ist die Eigenveran­twortung. Ich hatte einige MS-Schübe, bin bereits im Rollstuhl gesessen und habe mich beinhart zurückgear­beitet. Mit meiner Teilnahme möchte ich für anderen Menschen ein Zeichen setzen, den Kopf nie hängen zu lassen und positiv nach vorne zu blicken.“

Seine Rennen bestreitet Morgenfurt mit einem sogenannte­n Guide. Christoph Gmeiner fährt im Rennen vor ihm, gibt ihm entspreche­nde Kommandos. „Ich habe über Facebook einen Aufruf gestartet. Es haben sich einige gemeldet. Christoph hat am besten gepasst.“Auch abseits der Pisten ist Morgenfurt aktiv, betreibt eine eigene Website, hält Workshops und hat bereits zwei Bücher verfasst: „Wie ich mein Handicap verbessere“und – aktuell – „Mit Plan B zum Erfolg – ondare redn. i tuas“.

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APA (5), WEICHSELBR­AUN
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GEPA (4) Die Kärntner Athleten, die von 9. bis 18. März an den Paralympic­s in Pyeongchan­g teilnehmen: Thomas Grochar, Markus Salcher, Nico Pajantschi­tsch und Gernot Morgenfurt (von links)
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