„Ein Riesenschritt in die falsche Richtung“
In zwei Wochen treten die umstrittenen US-Zölle tatsächlich in Kraft. Eine Vergeltungsspirale wird befürchtet. EU pocht auf Ausnahmen. Wie stark ist das Exportland Österreich betroffen?
Inmitten von Stahlarbeitern in voller Arbeitsmontur unterzeichnete Donald Trump jenes Dekret, das nun in zwei Wochen die umstrittenen US-Zölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (zehn Prozent) in Kraft setzt. Nicht nur die Szenerie fiel leicht skurril aus, sondern auch die Inhalte von Trumps Rede. Er schwankte zwischen angriffig („Das war erst der Anfang“), versöhnlich („Unsere echten Freunde“können mit Entgegenkommen rechnen) und einlananderdividieren (Steuerfreiheit für Firmen, die in den USA produzieren). Grundsätzliche Zoll-Ausnahmen gibt es aber weder für die EU noch für China. Entsprechend vernichtend fiel daher die globale Kritik an Trumps Maßnahmen aus. Gegenmaßnahmen wurden bereits angekündigt, auch wenn insgeheim vor allem die EU noch immer auf Ausnahmeregeln hofft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt bereits eindringlich vor einer Vergeltungsspirale. Deutsche Wirtschaftsvertreter fürchten gar „das Schlimmste“, weil nun Dinge ins Rollen kom-
men, „die wir uns nicht wünschen“.
Was aber bedeutet der Trump-Erlass für das Exportland Österreich? Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck spricht von einer „beunruhigenden Situation“(siehe Interview). Karl Sevelda, ehemaliger RBI-Vorstandschef und seit Kurzem neuer Präsident des Instituts „Eco Austria“sieht in den US-Strafzöllen „einen Riesenschritt in die falsche Richtung“. Dieser sei „weder für unsere noch die amerikanische Wirtschaft gut“. Dabei seien „Schutzzölle nicht generell zu verurteidend
len. Wenn ein weniger entwickeltes Land seine Märkte schützen will. Aber das hier ist natürlich etwas ganz anderes. So, als hätte der US-Präsident schlecht Volkswirtschaft gelernt.“Er hoffe nun, dass „seitens der EU behutsam vorgegangen wird und nicht das biblische Auge um Auge, Zahn um Zahn die Oberhand bekommt“.
Österreichs Stahlriese Voestalpine sieht sich indes nur begrenzt von den Strafzöllen betroffen. Auf Basis der nun bekannten Ziffern können maximal rund drei Prozent des aktu- ellen Voestalpine-Konzernumsatzes – der lag zuletzt bei 11,3 Milliarden Euro – von den USZöllen betroffen sein, teilt das Unternehmen mit. Zwei Drittel der US-Umsätze von 1,2 Milliarden Euro (2017) werden als lokaler Erzeuger in den USA erzielt. Daher sei ein Großteil der Aktivitäten von den geplanten Zöllen nicht direkt berührt. „Wir haben die nun fixierten Beschlüsse zur Kenntnis zu nehmen“, sagt Vorstandschef Wolfgang Eder. „Es ist davon auszugehen, dass eine unmittelbare wirtschaftspolitische Reaktion auf Ebene der EU und weiterer Wirtschaftsregionen folgen wird.“Die möglichen Konsequenzen seien noch nicht ohne Weiteres abschätzbar. „Wirtschaftliche Auswirkungen für alle Beteiligten – wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen – sind aber unvermeidlich.“
Der Aluminiumkonzern AMAG wird von den zehnprozentigen US-Zöllen auf Aluminium indes wohl deutlich betroffen sein und erwartet daraus 2018 einen „negativen Ergebniseffekt im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich“. Die USA sind seit Jahren ein wichtiger Markt für den Konzern.