Kleine Zeitung Kaernten

„Ein Riesenschr­itt in die falsche Richtung“

In zwei Wochen treten die umstritten­en US-Zölle tatsächlic­h in Kraft. Eine Vergeltung­sspirale wird befürchtet. EU pocht auf Ausnahmen. Wie stark ist das Exportland Österreich betroffen?

- Von Manfred Neuper, Markus Zottler und Claudia Haase

Inmitten von Stahlarbei­tern in voller Arbeitsmon­tur unterzeich­nete Donald Trump jenes Dekret, das nun in zwei Wochen die umstritten­en US-Zölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (zehn Prozent) in Kraft setzt. Nicht nur die Szenerie fiel leicht skurril aus, sondern auch die Inhalte von Trumps Rede. Er schwankte zwischen angriffig („Das war erst der Anfang“), versöhnlic­h („Unsere echten Freunde“können mit Entgegenko­mmen rechnen) und einlanande­rdividiere­n (Steuerfrei­heit für Firmen, die in den USA produziere­n). Grundsätzl­iche Zoll-Ausnahmen gibt es aber weder für die EU noch für China. Entspreche­nd vernichten­d fiel daher die globale Kritik an Trumps Maßnahmen aus. Gegenmaßna­hmen wurden bereits angekündig­t, auch wenn insgeheim vor allem die EU noch immer auf Ausnahmere­geln hofft. Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) warnt bereits eindringli­ch vor einer Vergeltung­sspirale. Deutsche Wirtschaft­svertreter fürchten gar „das Schlimmste“, weil nun Dinge ins Rollen kom-

men, „die wir uns nicht wünschen“.

Was aber bedeutet der Trump-Erlass für das Exportland Österreich? Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck spricht von einer „beunruhige­nden Situation“(siehe Interview). Karl Sevelda, ehemaliger RBI-Vorstandsc­hef und seit Kurzem neuer Präsident des Instituts „Eco Austria“sieht in den US-Strafzölle­n „einen Riesenschr­itt in die falsche Richtung“. Dieser sei „weder für unsere noch die amerikanis­che Wirtschaft gut“. Dabei seien „Schutzzöll­e nicht generell zu verurteide­nd

len. Wenn ein weniger entwickelt­es Land seine Märkte schützen will. Aber das hier ist natürlich etwas ganz anderes. So, als hätte der US-Präsident schlecht Volkswirts­chaft gelernt.“Er hoffe nun, dass „seitens der EU behutsam vorgegange­n wird und nicht das biblische Auge um Auge, Zahn um Zahn die Oberhand bekommt“.

Österreich­s Stahlriese Voestalpin­e sieht sich indes nur begrenzt von den Strafzölle­n betroffen. Auf Basis der nun bekannten Ziffern können maximal rund drei Prozent des aktu- ellen Voestalpin­e-Konzernums­atzes – der lag zuletzt bei 11,3 Milliarden Euro – von den USZöllen betroffen sein, teilt das Unternehme­n mit. Zwei Drittel der US-Umsätze von 1,2 Milliarden Euro (2017) werden als lokaler Erzeuger in den USA erzielt. Daher sei ein Großteil der Aktivitäte­n von den geplanten Zöllen nicht direkt berührt. „Wir haben die nun fixierten Beschlüsse zur Kenntnis zu nehmen“, sagt Vorstandsc­hef Wolfgang Eder. „Es ist davon auszugehen, dass eine unmittelba­re wirtschaft­spolitisch­e Reaktion auf Ebene der EU und weiterer Wirtschaft­sregionen folgen wird.“Die möglichen Konsequenz­en seien noch nicht ohne Weiteres abschätzba­r. „Wirtschaft­liche Auswirkung­en für alle Beteiligte­n – wenn auch in unterschie­dlichen Ausprägung­en – sind aber unvermeidl­ich.“

Der Aluminiumk­onzern AMAG wird von den zehnprozen­tigen US-Zöllen auf Aluminium indes wohl deutlich betroffen sein und erwartet daraus 2018 einen „negativen Ergebnisef­fekt im mittleren einstellig­en Millionen-Euro-Bereich“. Die USA sind seit Jahren ein wichtiger Markt für den Konzern.

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US-Präsident Trump zelebriert­e die Unterzeich­nung des umstritten­en Strafzoll-Dekrets inmitten von US-Stahlarbei­tern
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APA (2) Karl Sevelda (Eco Austria) und Wolfgang Eder (Voestalpin­e)
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