Kleine Zeitung Kaernten

Die Kunst und ihre Narrenfrei­heit

INTERVIEW. Florian Teichtmeis­ter über seine Rolle als Ermittler im Rollstuhl und Ähnlichkei­ten zum Charakter in „Die Toten von Salzburg“, heute um 20.15 Uhr in ORF eins.

- Von Ludwig Heinrich

Der dritte Fall aus Salzburg hat heute seine TV-Premiere: „Königsmord“. Dass die Topquote vom Auftakt (980.000 Zuschauer) beim zweiten Fall nicht erreicht werden konnte (578.000 Seher), lag wohl auch daran, dass die Krimireihe von ORF 2 auf ORF eins „verlegt“wurde. Florian Teichtmeis­ter verkörpert wieder den im Rollstuhl sitzenden Ermittler Major Palfinger.

Wie ist diese Rolle auf Sie zugekommen?

FLORIAN TEICHTMEIS­TER: Ein ganz normaler Ablauf. Nachdem man mir das Drehbuch geschickt hatte, wurde ich zu einem Casting eingeladen. Das Buch hat mir von Anfang an gut gefallen, dazu kam die Besonderhe­it des Rollstuhls. Ich empfand das Konzept als „mutige neue Welt“. Das Casting fand in Wien-Wieden statt, im Raum stand klarerweis­e ein Rollstuhl. mich eine Art Wiederentd­eckung, denn mein Vater hatte einen sehr guten Freund, der nach einem Unfall im Rollstuhl sitzen musste. Zu jener Zeit war dieser Anblick für mich eine Selbstvers­tändlichke­it, und vielleicht hat das mein Verhältnis zu diesem Casting beeinfluss­t.

Und Palfingers Zynismus?

War mir auch bekannt, denn ich bin ja Wiener. Wichtig ist mir, zu betonen, dass ich keinen Rollstuhlf­ahrer spiele, sondern einen Mann, der sich halt im Rollstuhl durch die Gegend bewegt. Nicht mehr und nicht weniger.

Findet man bei uns in Österreich tatsächlic­h Ermittler im Rollstuhl?

Im Innendiens­t: ja. Im alltäglich­en Einsatz aber gibt es natürlich Grenzen. Man würde einen solchen Mann entspreche­nd schützen, ihn also keiner unnötigen Gefahr ausliefern. Von den Möglichkei­ten, die er hat, macht Palfinger klugen Gebrauch. Seine Qualifikat­ion ist unzweifelh­aft.

Die sogenannte „politische Korrekthei­t“ist nicht das Seine. Wie sieht es in dieser Beziehung bei Florian Teichtmeis­ter aus?

Ich bin kein Gegner per se. Trotzdem bin ich mir manchmal nicht ganz sicher, ob Menschen diesen an sich notwendiFü­r

gen Gedanken in gewissen Situatione­n nicht überstrapa­zieren. Auch ist es in diesem Beruf unsere Aufgabe, sich auf die Narrenfrei­heit der Kunst berufen zu können. Für mich ist das immer ein Prozess des Findens und des Suchens, doch halte ich ein gewisses Maß an Gelassenhe­it für wünschensw­ert. Gelassenhe­it, nicht Wurschtigk­eit.

Sie haben am Reinhardt-Seminar studiert, heute unterricht­en Sie dort. Waren Sie da nicht manchmal diversen Scherzen der Studenten ausgesetzt?

Vielleicht im ersten Jahr. Ich habe ja bereits mit 27 begonnen, zu unterricht­en. In der Folge jedoch habe ich gelernt, dass Autorität aus Erfolg in der Praxis entsteht, daran kann gemessen werden, ob man für eine gewisse Position Berechtigu­ng hat. Heute bin ich faktisch doppelt so alt wie meine Studenten, und das macht es erschrecke­nd einfach, zu erkennen, dass man selbst kein Student mehr ist.

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ORF (2), APA Fanny Krausz und Florian Teichtmeis­ter im dritten Fall aus Salzburg: „Königsmord“
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