Mallorca will Dieselautos ausbremsen
Die beliebteste Balearen-Insel will die Energiewende einleiten: Aus für Diesel, Kohlekraftwerk und Plastik.
Die spanische Ferieninsel Mallorca will zum europäischen Vorreiter in Sachen Umweltschutz werden und Dieselfahrzeuge komplett verbieten. Nach den Plänen der Inselregierung sollen zudem die Autovermieter schrittweise ihre riesigen Wagenflotten auf Elektrofahrzeuge umstellen. Auch das einzige Kohlekraftwerk will man dichtmachen.
Das Fernziel lautet, auf den Balearischen Inseln, zu denen auch Ibiza, Menorca und Formentera gehören, nur noch saubere Energie zu benutzen. „Wir wollen Inseln, die nicht die Umwelt verschmutzen“, sagt Francina Armengol, regionale Regierungschefin der Balearen. Armengols wichtigste Waffe auf diesem Weg wird ein neues Klimaschutzgesetz sein, das im Regionalparlament in Palma beraten wird und 2019 in Kraft treten soll. Armengol führt eine Mitte-links-Regierung aus Sozialisten und der linksökologischen Inselpartei Més an.
Kern des Klimagesetzes ist ein Stufenplan, mit dem die Luftverschmutzung auf Mallorca und den Nachbarinseln stark reduziert werden soll. Zuerst wird den Dieselfahrzeugen der Kampf angesagt: Vom Jahr 2025 an sollen keine neuen Dieselautos auf den Inseln mehr zugelas- sen werden – für Altfahrzeuge ist zunächst ein Bestandsschutz geplant. Zehn Jahre später, von 2035 an, soll es dann mit ähnlichen Einschränkungen den Benzinmotoren an den Kragen gehen, die dann ebenfalls schrittweise verbannt werden.
Auch Urlauber, die mit eigenem Untersatz auf die Ferieninseln reisen wollen, müssen sich dann anpassen. Von 2025 an dürfen Touristen keine Dieselfahrzeuge mehr auf die Inseln bringen, von 2035 an auch keine Benziner mehr, so der Plan. Da die meisten Feriengäste aber per Flugzeug kommen und sich dann einen Wagen mieten, müssen die Autoverleiher beginnen, ihre Flotten auf umweltfreundliche Elektrofahrzeuge umzurüsten. Ab 2035 sollen nur noch Elektroautos auf Mallorca vermietet werden. Damit dieses Ziel erreicht wird, sollen von 2020 an jedes Jahr wenigstens zwei Prozent der Mietwagenflotte auf Elektroantrieb umgestellt werden. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahren Tausende von Ladestationen auf
den Inseln installiert – auch auf den Parkplätzen der Hotels. Auf Mallorca sind im Sommer rund 100.000 Mietwagen unterwegs.
Nach Berechnungen der Balearen-Regierung ist der Straßenverkehr für 35 Prozent der Kohlendioxid-Ausstöße auf den Inseln verantwortlich sei. Die Umstellung des gesamten Fahrzeugparks müsse wesentlicher Teil des Kampfes gegen den Klimawandel sein. Bis 2050 will man die Energiewende abschließen: Dann sollen nur noch Elektrofahrzeuge auf Mallorca rollen und Strom sowie Heizenergie komplett aus erneuerbaren Quellen kommen. Dem Klima zuliebe soll auch das einzige Kohlekraftwerk auf den Inseln, das im Norden Mallorcas steht, bis 2025 schließen. Ein Plan, gegen den sich Spaniens konservative Zentralregierung, die hier das letzte Wort hat, noch sperrt. Die BalearenRegierung führt an, dass dieses Kraftwerk, das seit 1981 am Rande des Urlaubsortes Alcúdia in Betrieb ist, rund 25 Prozent der CO2-Emissionen auf den Balearen verursacht. Künftig will man vermehrt auf Sonnenenergie setzen, die in Spanien bislang kaum eine Rolle spielt.
Anfang 2018 hatte die Balearen-Regierung ein Abfallgesetz auf den Weg gebracht, mit dem der Gebrauch von Plastikprodukten reduziert oder verboten wird. Damit sollen zum Beispiel von 2020 an Plastiksackerln, Plastikgeschirr und andere nicht kompostierbare Artikel verbannt werden. Auch Kaffeekapseln, die nicht vom Händler recycelt oder nicht biologisch abbaubar sind, soll es auf Mallorca nicht mehr geben.