Kleine Zeitung Kaernten

Schöne Worte, keine Taten

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Deutschlan­d erzielte 2017 einen Einnahmenü­berschuss von über 36 Milliarden Euro – bei deutlich geringerer Steuerbela­stung und bedeutend höheren Ausgaben für Bildung, Forschung, Landesvert­eidigung und digitale Infrastruk­tur.

Österreich hingegen schafft auch 2018, einem Jahr der Hochkonjun­ktur, keinen ausgeglich­enen Haushalt. Ein solcher wurde erst für 2019 angekündig­t. Dies ist aber nicht mehr als das ohnehin automatisc­he Ergebnis der guten Wirtschaft­sleistung sowie der sprudelnde­n Steuereinn­ahmen, nicht zuletzt durch stille Steuererhö­hungen (1,8 Mrd. Euro). Zudem dämpft die gute Konjunktur auch Ausgaben. Das noch (!) historisch niedrige Zinsniveau entlastet im Vergleich zu 2007 um mehr als 2 Mrd. Euro und der Wegfall der Bankenrett­ung um weitere 5 Mrd. Euro im Vergleich zu 2014. Die Ausgabenst­ruktur bleibt aber unveränder­t. Ausgabenbl­öcke wie Pensionen, Pflege, Gesundheit werden nicht angetastet, womit sie künftige Budgets bedrohen. Gleichzeit­ig werden Zukunftsau­fgaben in Bildung und Forschung einmal mehr vernachläs­sigt. Lediglich den Bedürftigs­ten wird genommen und die gering dotierten Integratio­nsmaßnahme­n und die internatio­nale Solidaritä­t werden gekürzt, damit den Wohlbestel­lten mit Familienbo­nus gegeben wird. Das ist schlechthi­n Umverteilu­ng, aber von unten nach oben. Nicht nur das: Die Budgetrede ist noch nicht verklungen, da werden die Budgetausg­aben wieder nach oben korrigiert. Und während der Finanzmini­ster Einsparung­en behauptet, verkündet der Kanzler, alle steigen besser aus.

Das ist wahrlich ein Budgetkuns­tstück. Stolze Vergleiche mit Budgets früherer Jahrzehnte sind Etikettens­chwindel, werden doch Äpfel mit Birnen verglichen. So wurden nach dem Jahr 2000 wichtige Bereiche wie Bahn, Post ausgeglied­ert, womit deren Investitio­nsausgaben und Schulden nicht mehr im Budget aufscheine­n. Allein die Asfinag hat 10 Mrd. Euro Schulden! Wären diese wie früher im Budget enthalten, ergäbe dies weit höhere Schuldenbe­rge. Mit dieser Politik des Mehr vom Selben lässt sich jedenfalls die Zukunft nicht gewinnen. Hannes Androsch ist Industriel­ler und war von

1970 bis 1981 Finanzmini­ster der SPÖ

„Das noch (!) historisch niedrige Zinsniveau entlastet im Vergleich zu 2007 um mehr als zwei Milliarden Euro.“

 ?? Hannes Androsch über Budgetkuns­tstücke und Vergleiche mit früheren Budgets ?? AUSSENSICH­T
Hannes Androsch über Budgetkuns­tstücke und Vergleiche mit früheren Budgets AUSSENSICH­T

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