Der Terror „von innen“kostet wieder Menschenleben
Bei Geiselnahme in Frankreich riss ein IS-Sympathisant drei Menschen in den Tod. Der in Marokko Geborene war 2017 von Polizei überwacht worden.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron musste sich gestern wieder einmal zu einer offenkundigen Terrorattacke in seinem Land äußern. Seiner Einschätzung nach ist „die Bedrohung durch Terror nicht mehr dieselbe wie noch vor zwei, drei Jahren“. Es gebe mittlerweile viele Menschen, die sich selbst radikalisierten und unterschiedliche Profile zeigten. Die Angriffe seien nicht mehr aus Syrien oder dem Irak gesteuert, die neuen Bedrohungen seien „endogen“, also von innen kommend.
Im südfranzösischen Carcassonne hat ein Geiselnehmer drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt. Der bekennende Islamist hat zunächst ein Auto geraubt und dabei einen Insassen getötet und den Fahrer verletzt. Kurze Zeit später hat er einen Polizisten angeschossen und danach zwei Menschen bei der Geiselnahme in dem Supermarkt im nahe gelegenen Trè-
Geiselnahme in Südfrankreich
getötet. Mehrere Kunden konnten durch einen Notausgang fliehen. Der Mann konnte schließlich von Spezialeinsatzkräften der Polizei erschossen werden. Jener Polizist, der im Zuge des Einsatzes schwer verletzt wurde, hatte sich gegen eine Geisel eintauschen lassen. Der Beamte habe sein Telefon mit einer offenen Verbindung auf einem Tisch liegen lassen, sagte Innenminister Gérard
Lyon Collomb. So hätten die Einsatzkräfte hören können, was sich im Supermarkt abspielte. Als Schüsse fielen, stürmten sie.
war der Mann seit Längerem bekannt. Redouane Lakdin (25), Franzose mit marokkanischen Wurzeln, habe seit 2014 wegen Verbindungen zur salafistischen Bewegung in einer Datenbank gestanden, sagte der Anti-Terrorbes Staatsanwalt François Molins gestern. Eine Überwachung im Jahr 2016 und 2017 habe aber keine Anzeichen erbracht, die hätten vermuten lassen, dass der Mann zu einer Terrortat schreiten könnte. In den Abendstunden wurde dann eine Bekannte des Getöteten festgenommen, sie wird der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verdächtigt und soll mit Lakdin zusammengelebt haben.
Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe „Allahu akbar“(Gott ist am größten) gerufen, als er den Supermarkt der Kette „Super U“überfiel, und habe die Freilassung des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam gefordert. Abdeslam soll zu der IS-Terrorzelle gehören, die die schweren Anschläge von Paris und Brüssel verübte. Er steht seit Februar in Brüssel vor Gericht.
Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge.