Wie wir der kalten Progression einheizen
Nach der Budgetrede des Finanzministers bleiben die Steuerzahler mit einer gesicherten Erkenntnis zurück: Die Belastung der Einkommen ist nicht nur außergewöhnlich hoch, sie wird es vorerst bleiben. Frühestens 2019 kommt es aufgrund von Steuersenkungen wie dem Familienbonus zur Entlastung. Nachhaltig wäre diese aber nur, wenn auch das Phänomen der kalten Progression entschlossen bekämpft werden würde.
Die kalte Progression entsteht, wenn Arbeitgeber die Einkommen an die Inflation anpassen, um so die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern. Durch die Lohnerhöhung steigt die prozentuelle Steuerbelastung, weil der Staat die um die Inflation erhöhten Bruttolöhne stärker besteuert. Ein Beispiel: Ein Arbeitnehmer, der 30.000 Euro brutto im Jahr 2016 verdiente, zahlte damals 2528 Euro an Lohnsteuer. Wird sein Lohn laufend um die Inflation angehoben, zahlt er 2020 bereits 3056 Euro Steuern, um 528 Euro mehr als heute, obwohl seine Kaufkraft nicht gestiegen ist. Würde die kalte Progression abgeschafft werden, müsste der Arbeitnehmer aber nur 176 Euro mehr Lohnsteuer zahlen. Alleine für 2020 ergibt sich hier aufgrund der kalten Progression eine Differenz von 352 Euro.
Bei der Abschaffung der kalten Progression wird die Regierung leider nicht sonderlich konkret. Warum? Weil es um sehr viel Geld geht. Seit der letzten Steuerreform 2016 bis zur geplanten Anpassung im Jahr 2020 wird die Belastung durch die kalte Progression auf 3,7 Milliarden Euro angestiegen sein. Deshalb kann die kalte Progression auch als versteckte Steuererhöhung bezeichnet werden. Oder anders ausgedrückt: Die Steuerzahler zahlen sich ihre Entlastung selbst. Andere Länder machen vor, wie es geht. Würde man in Österreich die Tarifstufen und alle Absetz- und Freibeträge wie in der Schweiz an die Inflation anpassen, wäre die kalte Progression sogar gänzlich ausgemerzt. In Schweden wird auch die Reallohnentwicklung berücksichtigt.
S o wird nicht nur die kalte Progression eliminiert, sondern auch die Steuerbelastung gemessen am Einkommen konstant gehalten. Österreichs Regierung müsste also nicht mehr tun, als einem dieser beiden Länder zu folgen.
„Von 2016 bis 2020 wird die Belastung durch die kalte Progression auf 3,7 Milliarden Euro angestiegen sein.“