Mit der Kamera auf Zeitreise
Angelika Kampfer (58), Fotokünstlerin aus Villach, dokumentiert vom Aussterben bedrohte Handwerksberufe.
Stellt man ihr die Frage, wo sie sich heute beruflich sehen würde, wäre sie nicht Fotografin geworden. „Es gab eigentlich nie eine richtige Alternative“, sagt Angelika Kampfer (58). „Fotografin, das wollte ich schon immer werden.“Dazu passt diese Anekdote: Als sie ihre erste Ausstellung vor über 20 Jahren in Villach präsentierte, ist ihre ehemalige Lehrerin an sie herangetreten und hat gesagt: „Jetzt bist du es endlich geworden.“Da sei ihr erst bewusst geworden, dass sie anscheinend schon als Zehnjährige dieses Berufsziel vor Augen hatte.
Trotzdem hat die Villacherin, die mit Architekt Jakob Staunig verheiratet ist, zuerst einen anderen Weg eingeschlagen und studierte Chemotechnik in Graz. „Meine Eltern wollten, dass ich vorerst einen anständigen Beruf erlerne.“In dieser Profession war sie bis 1987 in München und Paris tätig, dann ging es aber sehr schnell. 1988 folgte der Entschluss, die Staatliche Fachschule für Fototechnik in Berlin zu besuchen und ab 1990 war sie bereits als freie Fotografin unterwegs. Gleich nach dem Fall der Mauer ist sie für das Projekt „Übergänge. Von der DDR zur Bundesrepublik Deutschland“aufgebrochen, um Menschen in einem Staat zu fotografieren, „von dem jeder wusste, dass es ihn bald nicht mehr geben oder sich ein fundamentaler Wandel in ihm vollziehen würde“, sagt Kampfer. Und es sind genau diese Übergänge, die sie bis heute in der Fotografie interessieren und begleiten. Etwa die Projekte über Bergbauern (2009) oder „ALT – umsorgt, ver-
sorgt“(2013). Auch in ihrem jüngsten Fotobuch mit dem Titel „Altes Handwerk“widmet sie sich diesem Thema. Es sei ein Plädoyer für die Schönheit handwerklicher Tätigkeit und die Vielfalt an Berufen, die es noch gibt. „Viele, die ich für dieses Buch fotografiert habe, sind bereits zu einer Randerscheinung geworden.“
Entstanden ist die Idee in der
IBäckerei Wiegele in Nötsch. „Die Arbeit in der Mühle, der Duft, die alten Maschinen. Da habe ich mir gedacht, das muss man doch festhalten.“nsgesamt 23 Kleinbetriebe, von der Leinenweberei über Bürsten und Korbwaren bis hin zu Schuhmacher und Schafwollverarbeitung, hat sie in Österreich und Südtirol porträtiert, sich von den Menschen ihre Lebensgeschichte und Visionen erzählen lassen. „Es sind Geschichten von Orten und Menschen, die sich der Flüchtigkeit des Heute entziehen“, sagt Kampfer, die die Leidenschaft zur Fotografie von ihrem Vater geerbt hat. „Auch er hat immer fotografiert, und ich bin schon als Kind förmlich an ihm geklebt. Er war es auch, der mir die erste eigene Kamera gekauft hat.“