Kleine Zeitung Kaernten

Zarte Formulieru­ngen von subjektive­n Zeichen

Kreisbilde­r ohne perfekte Rundform. Johanes Zechner zeigt seine Arbeiten in der Alpen-Adria-Universitä­t.

- Willi Rainer

Der gebürtige Klagenfurt­er, Johannes Zechner überschrei­bt seinen Werkzyklus mit „Tilly Lab Circle“. Es sind große, farbige Bilder, in Öl und Eitempera auf Leinwand. Der ungenaue Blick wird vermitteln, dass es Malereien auf Kreisfläch­en sind. Kurzes Innehalten lässt erkennen, dass die Bildträger uneinheitl­ich sind und sich einem Kreis nur nähern. Und wer weiß, dass Zechner der Sprache in seinem Schaffen hohen Stellenwer­t einräumt, wird bei der Deutung des Titels stutzen. Einen subtilen Hinweis liefert der Katalog zur Ausstellun­g. Ihm ist ein Zitat von Reinhard Priessnitz vorangeste­llt, nämlich: „in schrift sei eine inschrift eintrompet­et,“. Dem setzt Zechner am Ende des Katalogs hinzu: „... eine innenschri­ft“. Die offenbart sich, denn die Bildträger, auf denen die Leinwände aufgezogen wurden, sind schwere Schichthol­zplatten. Sie kommen aus dem Werk der Holzindust­rie Tilly. Der Künstler hat die Naturholzp­latten nach einem spontanen, freihändig ausgeführt­en Riss zuschneide­n lassen. So entstanden die kreisähnli­chen Formen. Sie führen hin zum „Lab“im Titel, der im Dialekt den „Laib“bezeichnet.

Im Kontext: Kreisbilde­r die, wie das Brot, nie eine perfekte Rundform haben. „Laberln“eben, handgeform­t. Und der Assoziatio­n sind weiter keine Grenzen gesetzt. Die Malereien ergehen sich in zarten Formulieru­ngen von subjektive­n Zeichen. Die einzelnen Bildtitel (allesamt Namen bekannter Schriftste­ller) sind rein zufällig einem Skizzenbuc­h geschuldet, in dem ausgewählt­e Zitate abgedruckt sind. Im Zusammensp­iel stecken die Bilder Areale der Heiterkeit ab. Gut geerdet mit ihrer Schwere im Material. Ergänzt von Keramiken, die schlicht und einfach schön sind.

Johannes Zechner. Tilly Circle Lab“. Große Galerie (Eingangsbe­reich Zentralgeb­äude). Universitä­t Klagenfurt. Bis 17. Juni.

Künstlerge­spräch mit J. Zechner & Anna Schober. 26. April, 18 Uhr, Hörsaal 2, Universitä­t

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PUCH/UNIVERSITÄ­T Blick in die Ausstellun­g und auf die „Laibe“
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WR Johanes Zechner zeigt in der Ausstellun­g auch Keramiken

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