Reden ist Katzensilber
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube, Josef Winkler hat das falsche Wort zur falschen Zeit am falschen Ort gesprochen, wenn auch mit voller Absicht. Ich glaube, seine Rede zu Klagenfurt 500 verfehlt ihr Thema und ist einfallslos. Alle ihre Inhalte sind Wiederholungen von Wiederholungen und etwa zehn Jahre alt.
Die Forderung nach einer Stadtbibliothek ist bald ein volles Jahrzehnt alt, und in diesen letzten zehn Jahren ist mir kein zweiter Schriftsteller, Künstler oder Intellektueller untergekommen, der diese Forderung ebenfalls erhoben hätte. Angekündigt war ein Stadtbibliothek-Hungerstreik am Neuen Platz schon vor 4 Jahren. Stattgefunden hat er nicht. Alle Leser, die ich gefragt habe, sind mit den existierenden Bibliotheken in der Stadt sehr zufrieden, manche kaufen sogar Bücher (und meine Bücher zu meiner Freude sogar viele).
So arm ist dieses Land nicht, dass irgendjemand, der sich für Bücher interessiert, vor der Wahl Buch oder Brot stünde. Das ist Antiheimatkitsch. Ein öffentliches Anliegen ist eine offizielle Stadtbibliothek offenbar nicht. Das Stadion ist überdimensioniert wie der Eiffelturm oder der Dom zu Maria Saal, aber genau wie diese ist er kein Zweckbau, sondern ein Kunstwerk! Sic! Große Architektur! (Und so nebenbei wird es auch genutzt wie vergleichbare Europäische Stadien)
Und das Reizthema Haider, ach ja! Aber: Warum hier? Warum jetzt? Haider ist 10 Jahre tot. Wir haben keine blaue Regierung mehr; die Gerichte arbeiten – langsam, aber doch – es gibt Regressforderungen gegen die Erben, Urteile, Inhaftierte. Aber die Asche ins Gefängnis zu sperren und zu bewachen, das ist – mit Verlaub – präseniler Mumpitz. Was soll das bringen außer ein paar sehr billige Lacher von den sehr billigen Plätzen?
Josef Winkler hätte – bei aller Wertschätzung – ein (brandgefährliches) Jahrzehnt lang (von 19992008) Gelegenheit gehabt, Jörg Haider Widerrede zu bieten, Widerstand zu leisten und dessen Wirken und Wildern, seine Versprechen und Verbrechen zu Lebzeiten während seiner 10-jährigen Amtszeit anzuprangern und zu geißeln. Ich habe in diesen 10 Jahren keine einzige Winkler-Rede gegen Haider vernommen, keinen einzigen Winkler-Essay gegen Haider gelesen, nicht ein einziges Winkler-Wort gegen Haider gehört.
Jetzt vernehme ich – bei aller Wertschätzung – mit wachsendem Unwillen das Kläffen eines Terriers, der auf verwesende Dobermänner losgeht.