2020? Nein danke!
Nur noch zwei Jahre bis 2020 – mir graut heute schon vor den Volksabstimmungsfeierlichkeiten! Solche Hundert-Jahr-Jubiläen sind erfahrungsgemäß willkommene Anlässe, Unruhe und Unfrieden zu stiften, wo wir (wer immer „wir“auch sind) so lange um Frieden „gekämpft“haben. Hundert-Jahr-Jubiläen sind Exerzierplätze für Provokateure, Gräbenaufreißer, Selbstinszenierer von rechts und links, die nur die Eigen-PR im Kopf haben! All denen rufe ich prophylaktisch zu: Längs der Felsenwand bitte nicht laut tosen!
Aber die Lauttoser hört man immer, die stillen Weisen nie! Weise wäre es, die historischen Ereignisse nicht abzuleugnen, sondern als historische Fakten stehenzulassen, aber weder hochzujubeln, noch niederzumachen. Hätte es ohne Abwehrkampf(blut) die Volksabstimmung gegeben? Wo wären wir („wir“) ohne Volksabstimmung? Bei Jugoslawien? Bei Slowenien? Oder im Freistaat Koroˇska? Säße unser Finanzminister heute in Belgrad oder Ljubljana? Welche Heimatlieder würden „wir“singen? Wäre unsere Alternativheimtliedheimat genauso „herrlich“oder „prächtig“? Hätten wir eine Ortstafellösung gefunden, sodass unter Celovec auch Klagenfurt stehen dürfte? Grenzen gibt es ja heute mehr denn je, sie verlaufen kreuz und quer durch die Bevölkerung, und man schreibt sie mit Kontoständen …;
Wie, frage ich mich zum Wohl des Landes mit großer Sorge, könnte man „100 Jahre Volksabstimmung“noch verhindern? Eine Möglichkeit wäre, die Bevölkerung inklusive ihrer Herrschaft, der Wissenschaftler, medialen Zeremonienmeister, Lobbyisten, Karrieristen, Agents provocateurs Ende September 2020 geschlossen in künstlichen Tiefschlaf zu versetzen und am 11. – nein, besser am 12. Oktober 2020 wieder aufzuwecken. Allerdings haben wir für dieses Friedensprojekt leider zu wenig Anästhesisten im Land. Eine fantastische Alternative wäre, einen großen Historiker medienwirksam aufzubauen (gerne einen beschäftigungslosen Schauspieler engagieren!), der die historischen Fakten in größtmöglicher Objektivität darstellt, aber darauf hinweist, dass neueste Forschungen ergeben haben, dass Abwehrkampf und Volksabstimmung nicht wie ursprünglich angenommen 1918-1920, sondern tatsächlich bereits 1895-1897 stattgefunden haben, also 121 Jahre her sind und demnach insbesondere in Hinblick auf die angespannte Budgetsituation momentan kein Grund zu feiern vorliegt.