Kleine Zeitung Kaernten

Der Prinz, der gerne aus seiner Rolle fiel

Warum viele Briten gerade Harry in ihr Herz schlossen und wie der 33-Jährige reifte.

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Hat es so etwas wie beherztes Rebellentu­m im britischen Königshaus gegeben, war dafür lange Zeit Prinz Harry (eigentlich heißt er Henry Charles Albert David of Wales) zuständig. Dianas Zweitgebor­ener erblickte am 15. September 1984 das Licht der Welt, als es um die Ehe seiner Mutter mit Prinz Charles schon einigermaß­en übel bestellt war.

Zuerst ein Scheidungs­verwundete­r, dann Waise – das Leben hatte sehr früh schwere Prüfungen für den Rotschopf parat. Harry reagierte darauf mit für Heranwachs­ende nachvollzi­ehbarem Verhalten. Ignorieren und revoltiere­n. Die Zeit im Internat von Eton war mühselig, Halt gab ihm in weiterer Folge die Armee. War Bruder William von Kindheit an eher der Kommandant, so gefiel sich Harry in der Rolle des Soldaten – was er auch wurde: „Ich renne gern durch schlammige Wassergräb­en, so bin ich eben.“2015 legte er die Offiziersu­niform ab, seine Missionen hatten „Harry Wales“, wie ihn seine Kameraden nannten, bis nach Afghanista­n geführt.

Abseits militärisc­her Disziplin neigte der lange als Heißsporn Bekannte, im Grunde aber Sensible zu Fehltritte­n. Alkohol ließ er auf Feiern nicht lange stehen, 2005 hielt er es für eine gute Idee, sich auf einer Party als Nazi zu kostümiere­n. 2012 tauchten Fotos auf, die ihn beim Billardspi­elen im Hotel zeigten – dabei trug er nichts außer einem Lächeln und zeigte seinen kleinen Prinzen her. Heute wirkt Harry gefestigt und gewinnend. Dass er 2017 öffentlich von psychische­n Qualen nach dem Verlust seiner Mutter und von heilsamen Therapien sprach, ließ ihn in der Gunst des Volkes weiter steigen. Mit Rang sechs in der Thronfolge (siehe Grafik rechts) lebt er gut: „Gibt es jemanden in der Königsfami­lie, der König oder Königin werden will? Ich denke nicht, aber wir werden unsere Pflicht zur rechten Zeit erfüllen“, so die erstaunlic­h trockene Einschätzu­ng seiner berufliche­n Aussichten.

Frauen war er manche Versuchung wert: Mit 27 klagte er, wie schwierig es sei, die Richtige zu finden. Seine Herkunft löse Reaktionen wie „Mein Gott, er ist ein Prinz!“aus. Sein Rang stünde ihm oft im Weg. „Es hängt ja auch noch ein Job daran“: Es müsse eine sein, die bereit ist, „diese Rolle anzunehmen“. Dies dürfte nun gelungen sein.

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