Kleine Zeitung Kaernten

Türkis gegen Blau: Das große Feilschen

Auch schwarze Landeshaup­tleute zeigen sich im Pflegestre­it mit dem türkisen Finanzmini­ster kompromiss­los.

- Von Michael Jungwirth

Eine Landeshaup­tleutekonf­erenz hat etwas von einer Landschulw­oche. Man reist gleichzeit­ig an, wohnt im selben Hotel, verbringt den Abend und den nächsten Arbeitstag gemeinsam – und serviert dann im Laufe des Tages freundlich, aber bestimmt einen Vertreter der Regierung nach dem anderen ab.

Im Zentrum des zweitägige­n Treffens, das gestern gegen 19 Uhr mit einem Empfang im mondänen Ringstraße­nhotel Ritz-Carlton – unter Ausschluss der Medien – begann, stand der Gastgeber. Nach fast 24 Jahren tritt Michael Häupl nächste Woche ab. Hätten die Wiener nicht in diesem Halbjahr den Vorsitz der LH-Konferenz gehabt, Häupl hätte wohl schon im März die Stafette an seinen Nachfolger Michael Ludwig übergeben.

Doch zum Feiern dürfte den Landeshaup­tleuten kaum zumute sein. Bis zuletzt wurde zwischen den Ländern und dem Bund auch hinter den Kulissen über eine Einigung bei der Pflege gefeilscht. Die von der Vorgängerr­egierung (der ja die ÖVP angehört hat) beschlosse­ne Abschaffun­g des Pflegeregr­esses stürzt die Länder unweigerli­ch in Mehrkosten, für den Entfall der Einnahmen sollte der Verursache­r, die Bundesregi­erung, aufkommen.

Der Streit macht vor Parteigren­zen nicht halt. Die schwarzen Landeshaup­tleute, darunter Hermann Schützenhö­fer, Thomas Stelzer, Günther Platter, Markus Wallner, Johanna MiklLeitne­r, haben ihrem türkisen Parteifreu­nd, Finanzmini­ster Hartwig Löger, wiederholt medial ausrichten lassen, dass die Höhe der Folgekoste­n „nicht verhandelb­ar“sei. Kärntens roter Landeshaup­tmann Peter Kaiser pflichtet dem bei: „Ich befinde mich hier in einer Linie mit meinen anderen Kollegen.“

Im Budget sind lediglich 100 Millionen vorgesehen, Löger räumte bereits in den letzten Wochen ein, dass diese Summe nicht zu halten sei. Die Länder hatten bis Montag einen Mehrbedarf von 467 Millionen Euro angemeldet. Ausgerechn­et einige schwarze Länder zweifelten plötzlich die Berechnung­en der schwarz regierten Steiermark an, die den Mehrbedarf mit 100 Millionen beziffert hatte – also um ein Drittel höher als die einwohners­tärkeren Oberösterr­eicher (65,7 Millionen) und Niederöste­rreicher (63 Millionen).

Am Abend wurden die Zahlen revidiert und präzisiert. 100 Millionen seien der „Worst Case“, so Gesundheit­slandesrat Christophe­r Drexler zur Kleinen Zeitung. Drexler beziffert die Mehrkosten mit 64 Millionen, addiere man die Folgekoste­n, komme man auf 80 Millionen.

Löger wird heute Vormittag zur Runde der Landeshaup­tleute dazustoßen, zu Mittag, so die Hoffnung, sollte weißer Rauch über dem Rathaus, wo verhandelt wird, aufsteigen.

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Geschlosse­n gegen die Regierung: Beim Geld hört sich der Spaß auf. Die Landeshaup­tleute pochen auf die
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