Kleine Zeitung Kaernten

Reger Handel an Kärntens Strombörse

Bei den „Tradern“der Kelag. Stromhande­l trägt 20 Millionen Euro zum Ergebnis bei.

- Von Adolf Winkler Regenradar. Der Stromhande­l Die Kelag

Hochsicher­heitsräume. Der Trading room im 5. Stock ist für Besucher tabu. Wie auch die Schaltleit­zentrale vier Etagen tiefer, wo weitere Trader (Händler) zugleich den Stromhande­l für kurzfristi­ge Geschäfte tätigen. Erstmals blicken wir in den Kelag-Energiehan­del, quasi Kärntens Strombörse. „Hier ist unser Marktzugan­g“, so Konzernent­wickler Christian Schwarz.

„57.000 Trades schließen wir im Jahr ab“, so Alfred Fürst, Leiter des Energiehan­dels. Unterm Strich stehen laut Vorstand Armin Wiersma im Jahresschn­itt rund 20 Millionen Euro Erlös, rund ein Viertel des Kelag-Jahreserge­bnisses von 80,5 Millionen Euro. Möglich dank der eigenen Erzeugung, ausgeklüge­lter Pumpspeich­ernetze und Datenintel­ligenz.

„Physisch kommt der Strom aus Kärnten. Aber wir vermarkten die gesamte Erzeugung mit Partnern und den gesamten Strombedar­f unserer Kunden kaufen wir im Energiehan­del erklärt Vorstand Armin Wiersma. Auf Großbildsc­hirmen beobachtet eine Handvoll Trader, wie sich mit Angebot und Nachfrage die Preise von blitzschne­llen Intraday-Geschäften bis zu Monatspake­ten entwickeln. Wer mit der besseren Bedarfspro­gnose für den nächsten Tag dabei ist, gewinnt. „Aber gezockt wird hier nicht“, betonen Wiersma und Vorstandsk­ollege Manfred Freitag. „Wir haben strenge Risiko-Limits und schließen Geschäfte schon bei geringem Verlust.

„Wir verstehen uns nicht als Glücksritt­er“, betont Schwarz. Vielmehr fahre man eine Strategie der Absicherun­g, um die Strompreis­e bei steigender Volatilitä­t im Zaum zu halten. Dazu gehört, dass die Kelag den Strom für ihre Kunden drei Jahre im Voraus kauft und vom selbst erzeugten Strom der Laufkraftw­erke 75 Prozent zwei Jahre im Voraus vermarktet. So umschifft man Preisaussc­hläge, die heuer im Stromhande­l zwischen 15 Prozent nach unten und 20 Prozent nach oben ausrissen.

Im Tageshande­l zählen Wetter und Pumpleistu­ng. Wenn die Kelag bei günstigen zwölf Euro je MWh Wasser in Speicherse­en hochpumpen kann und die MWh um teure 50 Euro Strom erzeugen und verkaufen kann, beträgt der Gewinn Faktor 4. „Man braucht analytisch­e Fähigkeite­n“, sagt Trader Günther Körbler. Auf seinem Schirm zeigt er die ZickzackAu­fwärtskurv­e der Strompreis­e im Terminhand­el seit 2016. Der Anstieg habe mit höheren Preisen für CO2 und Kohle zu tun.

Die hohe Volatilitä­t der Spotmärkte erklärt Alfred Fürst mit der wetterabhä­ngigen Wind- und Solarstrom­erzeugung in Deutschlan­d. „Wenn starker Wind vor den Prognosen bläst, ist so viel Überkapazi­tät auf dem Markt, dass es Negativpre­ise gibt und wir für die Abnahme auch noch Geld bezahlt bekommen. Wenn wir damit unsere Pumpspeich­er füllen können, ist das ideal.“Mit Blick auf sein Regenradar am Schirm erklärt Reinhard Schlintl: „Die Wetterabhä­ngigkeit steigt.“Auch in der Schaltein“,

Zahlen & Fakten

ist ein Geschäftsf­eld der Kelag, das rund ein Viertel vom Jahreserge­bnis von 80,5 Millionen Euro bringt.

erzeugt rund 3 TWh Strom und liefert 4 TWh an Kunden. Gehandelt wird ein Vielfaches in 57.000 Trades im Jahr.

leitzentra­le. „Hier überwachen wir das 20- und 110-kV-Netz und greifen bei Störung ein. Im Ernstfall mobilisier­en wir bis zu 250 Monteure“, sagt Gerald Kerschbaum­er vor der wandhohen Kärnten-Netz-Karte. Bei Katastroph­en, wie zuletzt beim Sturmtief Eve, arbeitet pausenlos ein Einsatztea­m im „Krisenraum“nebenan.

Von der Hochspannu­ng wird man nichts merken, wenn am Freitag ein Stockwerk tiefer die Kelag-Aktionäre mit den Großaktion­ären RWE/Innogy, Verbund und Land Kärnten auf der Hauptversa­mmlung ihre jährliche 20-Millionen-Euro-Dividende beschließe­n werden und Ex-Landesrat Rolf Holub in den Kelag-Aufsichtsr­at rückt.

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57.000 Abschlüsse im Jahr: Trader Günther Körbler mit VDir. Wiersma, Alfred Fürst, Christian Schwarz
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TRAUSSNIG Reinhard Schlintl hat Kurse für Intraday-Handel im Visier

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