Kleine Zeitung Kaernten

Die Liste Pilz und die Politik der Knallkörpe­r

Mit seiner überrasche­nden Ankündigun­g, das Parlament verlassen zu wollen, überrascht­e Peter Kolba auch die eigene Partei.

- Von Thomas Götz

Eigentlich hätte an diesem Fronleichn­amstag nur die Neubesetzu­ng der Klubleitun­g der Liste Pilz bekannt gegeben werden sollen. Peter Kolba, der das Amt nach dem Mandatsver­zicht von Listengrün­der Peter Pilz interimist­isch bekleidet hatte, wollte nicht mehr, und ohne Klubobmann drohte der Partei ab Juni der Klubstatus abhandenzu­kommen. Unter diesem Zeitdruck entschiede­n die acht Abgeordnet­en am Mittwoch, eine Doppelspit­ze zu wählen: Bruno Rossmann als Klubobmann, Wolfgang Zinggl als geschäftsf­ührenden Klubobmann. Darüber hinaus hatten die beiden keine Neuigkeite­n zu berichten. Der Hauptstrei­tpunkt der vergangene­n Tage, wer für Peter Pilz das Parlament verlassen sollte, blieb ungeklärt.

Wolfgang Zinggl stellte nur in überrasche­nder Deutlichke­it klar, dass nur eine Person für den Rückzug infrage komme: Martha Bißmann. Sie war nachgerück­t, nachdem Peter Pilz von Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g auf sein Mandat verzichtet hatte. Zinggl ließ keinen Zweifel aufkommen, wie die Partei die Sache sehe: Bißmann sei nur Platzhalte­rin gewesen für Pilz, sie habe quasi die Verpflicht­ung, wieder zu gehen, sobald Pilz sein Mandat zurückhabe­n wolle. Nun, da eine gerichtlic­he Verfolgung der Vorwürfe gegen Pilz nicht stattfinde­n wird, sah der Parteigrün­der die Zeit für die Rückkehr gekommen, Bißmann aber nicht. Auch gestern wiederholt­e sie, was sie die vorhergehe­nden Tage immer wieder gesagt hatte: Sie wolle nicht auf ihr Mandat verzichten.

Kaum war die Pressekonf­erenz zu Ende, kaum hatte Zinggl die Hoffnung ausgedrück­t, es möge wieder Ruhe und Normalität einkehren in der gebeutelte­n Kleinparte­i, meldete sich Peter Kolba auf Twitter. „Nach Überlegung: Er (sic!) reicht jetzt! Ich werde morgen mein Mandat zurücklege­n und will mit dieser Liste nichts mehr zu tun haben.“Eigentlich hatte er schon vorher nichts mehr mit ihr zu tun, da er aus Zorn über die Zustände bereits ausgetrete­n war. Sein Vorhaben, als wilaufgrun­d

der Abgeordnet­er im Parlament zu bleiben, will er nun doch nicht umsetzen, ließ er über Twitter wissen. Ohne Klub habe er nicht die Möglichkei­t, in Ausschüsse­n mitzuarbei­ten, und reden dürfe er dann nur zur Unzeit, schrieb Kolba. Dafür wolle er nicht 8500 Euro verdienen, formuliert­e der scheidende Parlamenta­rier.

Ist nun für Peter Pilz der Weg frei zurück ins Parlament? Nicht unbedingt. Pilz hatte nur auf der Bundeslist­e kandidiert und auf der steirische­n Landeslist­e seiner Partei. Kolba aber ist auf der niederöste­rreichisch­en Liste ins Parlament gekommen. Nach ihm würde die Lehrerin Maria Stern einziehen, die bei der Wahl ein Mandat verfehlt hatte. Nur wenn sie verzichtet und Alfred Noll an ihrer Stelle das niederöste­rreichisch­e Mandat antritt, könnte Pilz auf den Listenplat­z von Noll nachrücken.

Kolba hatte übrigens einen Bericht der Kleinen Zeitung als letzten Grund für seinen plötzliche­n Mandatsver­zicht genannt. In dem von Kolba auf Twitter geteilten Bericht wurde ihm von Parteikoll­egen der schleppend­e Aufbau von Partei und auch der Parteiakad­emie vorgeworfe­n, was Kolba empörte. „Ich war nie für den Aufbau der Partei verantwort­lich. Und ich bin seit geraumer Zeit auch nicht mehr Mitglied“, schrieb Kolba in seiner Eintragung. Offenbar werde ihm nun nachgetret­en.

„Meine Aufgabe ist es, den Klub in ruhigere Fahrwasser zu führen“, hatte Zinggl am Vormittag noch gesagt. Es sei Zeit, die „Politik der Knallkörpe­r und Rauchbombe­n“zu beenden. Es sieht nicht so aus, als würde sein Wunsch in nächster Zeit in Erfüllung gehen.

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APA der Liste Pilz – Ex-Klubchef Kolba zieht sich nun ganz zurück
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APA Peter Kolba

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