„Erfolg ist der beste Klebstoff“
Deutschland genießt bei Österreichs Team nach wie vor Hochachtung. Aber auch Österreich genießt bei „der Mannschaft“schon Respekt.
Die Maßstäbe verändern sich und für Österreichs Fußballteam bedeutet dieser Prozess gegenwärtig die Kontaktaufnahme mit einer anderen Dimension. Die Auswahl von Franco Foda tritt an, um „die Mannschaft“herauszufordern, die sich als solche definiert und das als Kennung vor sich her trägt. „Das mit der Marke haben sie schon sehr gut gemacht“, zeigt Sebastian Prödl großen Respekt vor Deutschland, wo der Wahlengländer selbst lange Zeit aktiv war. Er kennt die Gepflogenheiten und er ist im Bilde über die Klasse, in der sich der amtierende Weltmeister seit vielen Jahren aufhält. „Das ist ein anderes Niveau“, sagt Prödl, von keinem anderen Team dieses Planeten zu toppen.
nennt als einen wesentlichen Eckpfeiler des Teams von Jogi Löw die Harmonie, die nicht vergleichbar ist mit jenem Begriff, der oft vorschnell und inflationär verwendet wird. „Bei uns war es harmonisch nach der EM-Qualifikation.“Nach der Euro sei aber schon wieder das Ende der Eintracht verkündet worden. Die Deutschen stehen permanent auf der höchsten Stufe, das stärkt den Zusammenhalt. „Erfolg ist der beste Klebstoff“, sagt Prödl. Deutschland könne aus einem gewaltigen Pool schöpfen. „Wenn sie im Flow sind, spielen sie unglaublich,
Martin Hinteregger
wenn nicht, sind sie immer noch besser als andere.“Österreich sei aber in der Lage, mitzuhalten. „Wir werden sehen, wo unsere Grenzen sind und wo Potenzial nach oben ist“, sagt Prödl, dem unter Teamchef Franco Foda die Rolle des Abwehrchefs sehr behagt. Die Defensive hinterließ beim 1:0 am Mittwoch gegen die Russen insgesamt einen sehr stabilen Eindruck. „Wir wissen, dass wir in
Die Österreicher werdenvonden Deutschen nicht mehr belächelt.
der Abwehr extrem gut stehen und vorne immer für Gefahr sorgen können“, meint Kollege Martin Hinteregger, der betont, dass man ja auch schon geraume Zeit zusammen im Nationalteam agiere. Mit den Systemwechseln unter Foda gebe es keine Probleme, das sei er vom Verein her auch so gewohnt. „Wir sind auch keine Trotteln.“Die Zeiten, in denen der Fußball-Österreicher vom großen Nachbarn bestenfalls milde belächelt wurde, seien vorbei. „Deutschland hat eine andere Qualität, aber wir wollen beweisen, dass wir auch Fußball spielen können.“Die Alpenrepublik werde inzwischen längst mehr als nur respektiert. „In der deutschen Bundesliga liegt der Fokus stark auf den Österreichern.“Für Hinteregger ein deutliches Zeichen der gestiegenen Anerkennung.
Aber in der Gegenrichtung ist diese wesentlich stärker ausgeprägt. „Deutschland hat in den letzten Jahren schon so ein bisschen den Fußball idealisiert“, meint etwa Julian Baumgartlinger. „Selbst wenn ein Umbruch kommt und einige Leute aufhören, haben sie es geschafft, dominant zu bleiben und das Niveau zu halten. Das ist beeindruckend“, staunt der Kapitän der Österreicher, der sich mit konstanten Einsätzen im letzten Drittel der deutschen Bundesliga-Saison noch auf Platz drei der Österreicher-Wertung nach vorne arbeitete, hinter David Alaba und Guido Burgstaller.
Neun Deutschland-Legionäre weist der aktuelle Kader des Deutschen Franco Foda auf. Alaba sieht „ein ganz spezielles Spiel“auf Österreich zukommen. „Das gilt für uns als Mannschaft, aber auch für uns als Land.“Für den Russland-Torschützen und Schalke-Akteur Alessandro Schöpf wäre es „sehr schön, wenn wir am Samstag den WM-Favoriten schlagen könnten“. Man muss ja nicht immer unterwürfig sein, wenngleich die Aussage angesichts der Bilanz der vergangenen 24 Jahre als kühn zu werten ist. Seit 1994 setzte es für Österreichs Nationalmannschaft neun Niederlagen in Folge.
Im Flow können die Deutschen unglaublichen Fußball spielen.
Sebastian Prödl