Kleine Zeitung Kaernten

Vom Abgeschrie­benen zum Unersetzli­chen

Peter Zulj beeindruck­te in seinem ersten Länderspie­l von Beginn an die Massen. Wie der 24-Jährige tickt, warum seine Karriere beinahe vorbei war und weshalb Sturm nicht seine letzte Station sein wird.

- Von Michael Lorber Die Präsenz auf dem Platz,

Wenn man Fußballäst­het ist, dann mag man Peter Zulj.“Sturm-Trainer Heiko Vogel spricht vielen aus der Seele. Der Regisseur und Dirigent im Grazer Spiel bot in dieser Saison eine Leistung, die ihm so wohl niemand zugetraut hätte. Konstant rief der 24-Jährige seine Leistungen ab und hatte einen großen Anteil am Vizemeiste­rtitel und Cupsieg der Schwarz-Weißen. Der Titel „Bundesliga­spieler der Saison“unterstrei­cht dies.

Dabei wäre ihm der Durchbruch im Profiberei­ch beinahe verwehrt geblieben. Nach einer durchwachs­enen Saison bei der Admira 2015/16 war die Nachfrage nach ihm nicht mehr groß. Jeder wusste über das Talent, das er zweifellos besaß, Bescheid. Doch es gab Probleme im zwischenme­nschlichen Bereich. „Ich habe andere Sachen in meinem Kopf gehabt, war nicht auf Fußball fokussiert“, sagt Zulj geläutert. Ausgerechn­et sein jüngerer Bruder Robert, der bei Hoffenheim in der deutschen Bundesliga spielt, legte ein gutes Wort für ihn bei dessen Ex-Klub Ried ein, die den Welser mit Bauchweh verpflicht­eten. Zulj spielte ansprechen­d, den Abstieg 2017 konnte er aber auch nicht verhindern.

Das kam dem SK Sturm zugute. Die Grazer nahmen den Linksfuß unter Vertrag. ExSturm-Trainer und Teamchef Franco Foda gelang es, einen als schwierig geltenden Typen so zu formen, dass dieser explodiert. Aus dem schlampige­n und faulen Mittelfeld­spieler wurde ein laufstarke­r Box-tobox-Spieler, der in der Offensive über ein Repertoire verfügt, das nicht nur die Torgefahr, sondern auch das Perfektin-Szene-Setzen seiner Mitspieler beinhaltet. Darüber hinaus ist sich Zulj nicht zu schade, defensiv jene Meter abzuspulen, die undankbar sind und auch wehtun, aber Pflicht sind, um sich vom Durchschni­tt abzuheben.

ständig anspielbar zu sein, in Drucksitua­tionen permanent eine spielerisc­he Lösung parat zu haben, und die Gabe, den Ball so gut abzudecken, weil er es schafft, sein Hinterteil in Zweikämpfe­n zu seinem Vorteil einzusetze­n, machen Zulj nicht nur zu einer unersetzba­ren Waffe für Sturm, sondern auch zu einem gefragten Mann auf dem Transferma­rkt. Sein noch bis 2020 laufender Vertrag in Graz beinhaltet keine Ausstiegsk­lausel. „Wenn ein Verein kommt und einige Millionen für Sturm und mich hinlegt, dann kann es sein, dass ich gehe, wenngleich Sturm der beste Klub ist, bei dem ich je gespielt habe“, sagt der sehr religiöse Zulj, der wohl bald Sturms Rekordtran­sfer werden wird.

Nach seinem starken Startelfde­büt im Nationalte­am gegen Russland dürfte es noch mehr Interessen­ten geben. Wie ein jahrelange­r Stammspiel­er zog er die Fäden, „obwohl ich etwas nervös war“. Als der Oberösterr­eicher im März erstmals im ÖFB-Kader stand, sah man – im Gegensatz zu anderen Debütanten – schnell, dass ihm das hohe Leistungsn­iveau keine Probleme bereitet. Marko Arnautovic ließ es sich nicht nehmen, sofort von Zuljs „überragend­em linken Fuß“zu schwärmen.

Der Reifeproze­ss, den er durchlaufe­n hat, lässt keine Gefahr aufkommen, dass Zulj auch nur einen Deut nachlässt. Zu sehr konzentrie­rt er sich auf das, was auf dem Platz passiert. Im vorigen Sommer war sein Wunsch groß, die Rückennumm­er 10 bei Sturm zu erhalten. Geschäftsf­ührer Günter Kreissl meinte, dass Zulj sich diese erst verdienen müsse. Das hat er mittlerwei­le getan – die Nummer ist ihm aber gar nicht mehr wichtig. Vielleicht wird er schon bald für einen neuen Klub spielen. Dass dies ein Erstligist einer Topliga sein wird, liegt auf der Hand. Spielertyp­en wie ein Peter Zulj sind internatio­nal gefragt. Er entwickelt­e sich vom nicht gefragten zum heiß umworbenen Spieler.

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