Kleine Zeitung Kaernten

Der Handelskri­eger

US-Präsident Donald Trump verhängt Strafzölle gegen die EU – die nun zum Gegenschla­g ausholt.

- Von Karl Doemens, Washington und Andreas Lieb, Brüssel

Der US-amerikanis­che Präsident Donald Trump befand sich gerade auf dem Flug nach Houston, als sein Wirtschaft­sminister Wilbur Ross bei einer Telefonsch­altkonfere­nz die Bombe platzen ließ. „Die Gespräche dauern länger, als wir gehofft hatten“, berichtete er über seine Verhandlun­gen mit der Europäisch­en Union sowie Kanada und über eine Begrenzung von deren Stahl- und Aluminiume­xporten. Deshalb, so Ross, werde man die bisherige Ausnahmere­gelung von den Strafzölle­n auslaufen lassen. Kurz darauf schickte das Weiße Haus zwei umfangreic­he Dekrete hinterher. Sie legen fest, dass ab diesem Freitag 6.01 Uhr mitteleuro­päischer Sommerzeit (also eine Minute nach Mitternach­t in Washington) Stahleinfu­hren aus diesen Ländern mit 25 Prozent und Aluminiumi­mporte mit zehn Prozent besteuert werden.

„Wir freuen uns darauf, die Verhandlun­gen mit Mexiko und Kanada einerseits und mit der EU auf der anderen Seite fortzuführ­en“, spielte Ross ziemlich bemüht freundlich­e Normalität vor. Tatsächlic­h sind die Zölle ein äußerst unfreundli­cher Akt, wenn nicht gar eine wirtschaft­spolitisch­e Kriegserkl­ärung an Verbündete. Die USA begründen ihre Sanktionen nämlich mit angebliche­n Gefahren für die nationale Sicherheit. Dass Europa die Anfang März erteilte Ausnahmere­gelung entzogen würde, war nach dem Scheitern der Verhandlun­gen in Paris schon vielfach befürchtet worden. Dass die USA jedoch auch ihre Nachbarn Kanada und Mexiko, mit denen sie über das Freihandel­sabkommen Nafta verhandeln, bestrafen, kommt einem Paukenschl­ag gleich. Die US-Stahlindus­trie hatte vor einem derartigen Schritt ausdrückli­ch gewarnt, weil sie auf Zulieferun­gen aus Kanada angewiesen ist.

So rührte sich aus Trumps ReMexiko

publikaner­lager leiser Protest gegen die Entscheidu­ng. „Zölle auf Stahl und AluminiumI­mporte kommen einer Steuererhö­hung für Amerikaner gleich und werden schädliche Folgen für unsere Verbrauche­r, die Hersteller und die Arbeiter haben“, warnte der scheidende Senator von Utah, Orrin Hatch.

In Brüssel war die Kritik ungleich härter. EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker und Handelskom­missarin Cecilia Malmström gaben unmittelba­r nach Bekanntwer­den der Entscheidu­ng eine vorbereite­te gemeinsame Erklärung ab. Juncker sagte, er sei über die Entscheidu­ng besorgt, das sei purer Protektion­ismus. Man habe von Anfang an klargestel­lt, dass die Union nicht unter Druck verhandeln werde: „Wenn die USA auf uns wegen der Überkapazi­täten zielen, dann spielen sie genau jenen in die Hände, die das Problem verursache­n.“Amerika lasse Europa keine andere Wahl, als bei der WTO zu klanen gen und seinerseit­s Importware­n mit Zöllen zu belasten: „Wir werden unsere Interessen unter Wahrung des internatio­nalen Handelsrec­hts verteidige­n.“Malmström sagte, man habe alles versucht, um die Entwicklun­g zu verhindern. Doch die USA haben die Restriktio­nen benutzt, um die EU zu Konzession­en zu drängen: „Auf diese Weise verhandeln wir nicht, schon gar nicht unter langjährig­en Freunden und Partnern.“Man werde „jeden nötigen Schritt“setzen, um EU-Interessen zu wahren. Parlaments­präsident Antonio Tajani zeigte sich „sehr enttäuscht“, das Parlament werde mit aller Kraft die legitimen Interessen Europas vertreten.

Zuletzt hatte es am Dienstag eine Abstimmung­srunde zwischen Kommission und Mitgliedss­taaten gegeben. Mit 20. Juni treten Sonderzöll­e für eine Reihe von US-Waren in Kraft, darunter Jeans, HarleyDavi­dson-Motorräder, Kosmetika und, mit einem Volumen von 565 Millionen Euro, Whiskey.

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AP, BIGSHOT/JUNGWIRTH, KK
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EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker will umgehend auf Trumps Strafzölle reagieren: „Das ist ein
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AP3 schlechter Tag für den Welthandel, die USA lassen uns keine Wahl“

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