Wie bei alten Freunden
Herzliche Atmosphäre und gute Gasgeschäfte konnten die Differenzen nicht ganz überdecken. Österreichs Regierung steht zu den Sanktionen.
che hatte vor dem Putin-Besuch ein Ende der „leidigen Sanktionen“gefordert, die wegen der Annexion der Krim verhängt worden waren.
Putin selbst erklärte auf die Frage, ob er sich von der türkisblauen Regierung Unterstützung gegen die Sanktionen erhoffe: „Sanktionen sind schädlich für alle.“Und fügte hinzu: „Wir sind alle daran interessiert, dass die Sanktionen aufge- hoben werden.“Er verstehe, dass es für jedes einzelne EULand „ziemlich schwierig“sei, das Thema anzusprechen. Das werde Russland nicht daran hindern, seine Beziehungen zu Österreich zu entwickeln. Nach einem Vier-Augen-Gespräch zwischen Putin und Kurz war auch FPÖ-Chef Strache hinzugezogen worden. Die Pressekonferenzen bestritten Kanzler und Präsident ohne ihn. Van der Bellen erklärte, dass er trotz des schwierigen Verhältnisses zwischen Russland und der EU „keine grundsätzliche Vertrauenskrise“gegenüber Moskau sehe. Zudem sei Russland Teil Europas. Auch Putin betonte, er sehe keine Vertrauenskrise. Das ist einigermaßen erstaunlich: Vor Kurzem hatten zahlreiche EUStaaten die russischen Botschafter des Landes verwiesen, weil sie Moskau hinter dem Giftanschlag auf die Skripals sehen.
Im Beisein von Kurz verlängerten OMV-Chef Rainer Seele und Gazprom-Chef Alexei Miller schließlich den bestehenden Gasliefervertrag zwischen Russland und Österreich bis zum Jahr 2040. Putin betonte, dass ihm die österreichische Regierung bestätigt habe, das umstrittene Gaspipelineprojekt Nord Stream 2 „positiv“zu sehen. Es handle sich um ein „privatwirtschaftliches Projekt“.
Vor der Hofburg protestierten einige Ukrainer und Georgier gegen Putins militärisches Vorgehen; zugleich feierten ihn ein paar Russen mit „Danke, Putin!“-Plakaten für die Annexion der Krim. Am Abend besuchte der russische Präsident die Wirtschaftskammer und eröffnete gemeinsam mit Van der Bellen im Kunsthistorischen Museum eine Ausstellung mit Werken aus der Eremitage. Das Putin-Interview von ZiB-2-Moderator Armin Wolf, das am Vortag ausgestrahlt worden war, sorgte gestern noch für Schlagzeilen: Quotenmäßig hatte es sogar das Ländermatch Österreich – Deutschland abgehängt. Für Wolf gab es gestern zahlreiches Lob von Kollegen internationaler Medien.
Putin selbst zeigte sich in Wien Europa gegenüber jedenfalls gesprächsbereit. Auch wenn „heute fast alles auf Eis gelegt“sei, „sind wir offen und bereit für Zusammenarbeit“, sagte der Kreml-Chef.