Eine Schau, die auch zum Lesen da ist
Humorvolle Kontraste im Museum Moderner Kunst: Ein nachdenklich-ironischer Parcours illustriert das Kärnten der Maler und Dichter.
Diese Zeitreise ist „hochemotional, hochpolitisch, lächerlich, banal – wie das Leben“, erklärt Bernd LiepoldMosser die Schau, die er gemeinsam mit Christine Wetzlinger-Grundnig für das Museum Moderner Kunst kuratiert hat. „Das andere Land. Kärnten/Koroˇska in Wort und Bild“stellt Kunstwerke der hauseigenen Sammlung Textstellen aus dem sogenannten Kanon der Kärntner Literatur zur Seite.
Herausgekommen ist dabei eine spannende Vielstimmigkeit zum Kärntner Wesen, ohne Wertung (bewusst werden auch umstrittene Künstler wie etwa Switbert Lobisser gezeigt), dafür mit viel Augenzwinkern: Da ist neben einem männlichen Akt von Cornelius Kolig das berühmte Gedicht Peter Turrinis über die Tannenzapfen in seiner Hose zu lesen. Den Berglandschaften von Markus Pernhart sind die wie Gebirge wirkenden Plastiklandschaften Catrin Bolts zur Seite gestellt, Werner Bergs Schweinsköpfe und Gudrun Kampls Schweine bilden den Hintergrund zu Johann Kresniks mit Orden geschmückten Schweinsköpfen. Wenig weiter hängen Reinfried Wagners Sportbilder kontrastreich neben einem Gedicht Werner Koflers über die Wannseekonferenz und Beachvolleyball.
Hart aber herzlich ist die Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Erbe der vergangenen 100 Jahre, denn „begonnen hat alles mit dem Abwehrkampf“(Liepold-Mosser). Seit damals werde nicht nur von der Politik, sondern auch von den Künstlern „viel und gerne über Kärnten nachgedacht“. Soundzuspielungen („Du bist die Rose vom Wörthersee“) beim Rundgang durch den in neun Themenbereiche (Die Hamat, Fremdenverkehr, u. a.) gegliederten Parcours ergänzen den Eindruck ebenso wie vertiefende Essays im sorgfältig gemachten Katalog.
Konflikte und Widersprüche, Potenziale und historischer Ballast werden dabei ebenso illustriert, wie ein Einblick in die vielfältige Kunstsammlung des Landes Kärnten gegeben. Textbeispiele von Ingeborg Bachmann bis Josef Winkler, von Volker Haselbach bis Primus Lessiak, von Andrej Kokot bis Maja Haderlap laden zum Weiterlesen ein – und zum Nachdenken darüber, wer in dieser Querlese fehlt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit viel Liebe zum „anderen“Kärnten ist eine sehenswerte Schau entstanden, durch die man sich am besten „emotional leiten lässt“(Wetzlinger-Grundnig).