Kleine Zeitung Kaernten

Theresa Mays letztes Gefecht

Je näher das Brexit-Datum rückt, desto enger wird der Spielraum für Theresa May.

- Von Peter Nonnenmach­er, London

Die britische Premiermin­isterin Theresa May ist den befürchtet­en Niederlage­n im Streit um den BrexitKurs des Landes im Parlament diese Woche entgangen. Eine zweitägige Debatte über Änderungen des Oberhauses am EUAustritt­sgesetz endete ohne eine größere Schlappe für die Regierung.

Im Endspiel des Brexits droht der Tory-Chefin aber ihr verzweifel­tes Bemühen, beide Lager in ihrer Partei zufriedenz­ustellen, zum Verhängnis zu werden. Die Proeuropäe­r fordern ultimativ, dass das Parlament beim Brexit als maßgeblich­e, als letzte Instanz fungiert. Das lehnen die Antieuropä­er ab. Für sie wäre ein vom Parlament verordnete­r „sanfter“Brexit, bei dem in der EU-Zollunion und womöglich im Binnenmark­t verbliebe, überhaupt kein richtiger Brexit mehr.

Zusagen, die May beiden Seiten diese Woche machte, sind offenkundi­g unvereinba­r. Aber viele Ausweichmö­glichkeite­n gibt es nicht mehr. Denn all die Volksvertr­eter, die finden, dass sich das britische Parlament zwecks Eilabkoppe­lung von der EU in Schweigen hüllen sollte, drohen May jetzt bei Zuwiderhan­deln immer unverhüllt­er mit Entmachtun­g. Viele sind so auf den Brexit fixiert, dass sie sogar eine Ablösung der Parteiund Regierungs­chefin in Kauf nehmen würden, wenn sie das Gefühl hätten, dass May ihre Wünsche sabotiert.

befürchtet, dass die Verhandlun­gen in Brüssel scheitern und Großbritan­nien, mit katastroph­alen Folgen, aus der EU purzeln könnte, sieht jetzt hingegen die Zeit gekommen, sich parlamenta­riGroßbrit­annien schen Rückhalt zu verschaffe­n. Im Parlament sehen die Gegner eines „harten“Brexit den Garanten für „bedachte“Aktion. Viel Zeit zur Beeinfluss­ung Mays bleibt allerdings keiner Seite mehr. Nach all den langen Monaten, in denen die Regierungs­chefin einen Bruch zu verhindern vermochte, beginnen die gegensätzl­ichen Interessen nun unbändig an ihr zu zerren.

Je näher das Austrittsd­atum rückt, desto enger wird Mays Spielraum, desto schwierige­r wird ihre Lage. Letzte Woche hätte sie um ein Haar ihren Brexit-Minister eingebüßt. Nächste Woche werden aller Voraussich­t nach ihre Proeuropäe­r ultimativ Antwort von ihr verlangen. Gibt sie denen nach, stehen die Hardliner auf der Matte. Bei all dem ist noch gar keine Rede von Brüssel. May verhandelt nur mit der eigenen Partei.

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APA Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May gerät immer mehr unter Druck

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