Kleine Zeitung Kaernten

„Ich werde Ihnen jetzt nicht mehr antworten“

Meischberg­er sorgt für Eklat, als er sich weigert, Fragen der Staatsanwa­ltschaft zu beantworte­n. Grasser hat Auftritt am Dienstag.

- Von Christina Traar Nachdem er Walter Meischberg­er sorgte mit diesem Satz für einen Eklat

Guten Morgen, Herr Ingenieur.“„Guten Morgen, Herr Staatsanwa­lt.“Betont freundlich begrüßten sich die beiden Oberstaats­anwälte und der Zweitangek­lagte Walter Meischberg­er am 40. Verhandlun­gstag im Buwog-Prozess. Viel mehr als diese Interaktio­n sollte es an diesem Prozesstag jedoch nicht zwischen beiden Parteien geben. Denn Meischberg­er sorgte gleich zu Beginn der Verhandlun­g für einen Paukenschl­ag.

in den letzten zehn Verhandlun­gstagen geduldig und teils ausschweif­end die Fragen von Richterin Marion Hohenecker beantworte­t hatte, verweigert­e er nun die Antworten. Er werde weder die Fragen der Staatsanwa­ltschaft noch jene der Privatbete­iligtenver­treter beantworte­n, kündigte der ehemalige FPÖ-Politiker an, als die Richterin Ersterer das Fragerecht erteilte. Meischberg­ers Begründung: „Sie haben mir persönlich keine einzige Frage gestellt bzw. es nie für notwendig befunden, mit mir zu sprechen, bevor Sie mir in einer 800-seitigen Anklage Verbrechen unterstell­en, die ich nicht begangen habe. Stattdesse­n haben Sie sich zum willfährig­en politische­n Werkzeug gemacht. Deshalb werde ich Ihnen auf diese Fragen jetzt nicht mehr antworten.“Ein Satz, den Meischberg­er an diesem Sitzungsta­g immer und immer wieder wiederhole­n sollte. Zudem fühle er sich von der Staatsanwa­ltschaft unfair behandelt, diese habe lediglich ein Interesse daran, ihn und Grasser zu „zerstören“. Jene Fragen, die die Staatsanwä­lte Alexander Marchart und Gerald Denk nun an ihn richten wollen, hätten sie ihm auch in den letzten sieben Jahren Ermittlung stellen können, erklärte Meischberg­er.

Die Staatsanwä­lte zeigten sich von diesen Vorwürfen un-

beeindruck­t. „Ist es Ihnen bewusst, dass unsere Ermittler unsere Fragen an Sie gestellt haben?“, fragte Staatsanwa­lt Marchart. Eine Antwort bekam er nicht. Ebenso wenig wie auf seine Fragen nach Grassers Tätigkeit als Finanzmini­ster und Meischberg­ers Beratungst­ätigkeiten für ihn. Denks Fragen schienen Meischberg­er dann aber nervös zu machen, er wurde immer lauter. Bis der Angeklagte mit einem kleinen Ausbruch für einen Eklat sorgte. „Wenn es Ihnen immer noch nicht zu blöd ist, mich nach Beweisen zu fragen ...“, rief Meischberg­er und fing sich damit eine Ermahnung der Rich- terin ein. Sie verwies auf die Würde des Gerichtes, Meischberg­er entschuldi­gte sich.

Gekichert wurde im Saal, als Denk aus dem Protokoll der Hausdurchs­uchung in Meischberg­ers Villa zitierte. Daraus geht hervor, dass der Angeklagte eines seiner damaligen Handys in der Küche und unter Plastiksäc­ken versteckt hatte. „Warum haben Sie es versteckt?“, fragte Denk. Meischberg­er blickte den Fragestell­er erbost an, antwortete aber nur mit seinem bekannten Sätzchen.

Da die Verteidige­r der anderen Angeklagte­n wenig bis keine Fragen an Meischberg­er hatten, beendete Richterin Hohenecker den Sitzungsta­g – mit jener Ankündigun­g, auf die Prozessbeo­bachter seit Monaten gewartet hatten. Am kommenden Dienstag wird endlich der Erstangekl­agte Grasser vor der Richterin Platz nehmen. Er wird dann – genau wie Meischberg­er – vor seiner Befragung seine Sicht der Dinge in Form eines Statements erklären. Grasser hatte sich zu Prozessbeg­inn nicht schuldig bekannt.

Wenn es Ihnen

noch immer nicht zu blöd ist,

mich nach Beweisen zu fragen ...

 ??  ??
 ??  ?? Die Staatsanwä­lte Marchart und Denk
Die Staatsanwä­lte Marchart und Denk
 ??  ??
 ?? APA (2) ?? Meischberg­ers Befragung ist abgeschlos­sen, jene von Grasser nun dürfte ebenfalls mehrere Wochen dauern
APA (2) Meischberg­ers Befragung ist abgeschlos­sen, jene von Grasser nun dürfte ebenfalls mehrere Wochen dauern

Newspapers in German

Newspapers from Austria